http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0329
328
Manfred Merker
Musizierender Engel
als gymnasiale
Zeichenvorlage
des 19. Jahrhunderts
kennen. Gagg verspricht sich durch seinen Zeichenunterricht
auch eine Verbesserung der Handschrift. Neben dieser Anleitung
zu perspektivischem Zeichnen kündet er für die Zukunft
ebenso eine Abhandlung über geometrisches Zeichnen an.
Durch Zufall ist 1978 aus den Beständen des zweiten Gymnasiumsbaus
als mehrteilige Zeichenvorlage ein Ensemble von
sechs musizierenden Engeln aufgetaucht, das Gaggs Anliegen in
anschaulicher Weise verdeutlichen kann. Genau nach Gaggs
Methode wurde auch von seinen späteren Nachfolgern im Zeichenunterricht
das Fach zweimal wöchentlich in drei Klassenstufen
unterrichtet.
Gaggs bislang überaus erfolgreiche Schulkarriere als Professor
am Offenburger Gymnasium sollte im folgenden Jahr einige
Änderungen erfahren. Das Schulprogramm für 1843/44 beginnt
mit der lapidaren Feststellung. „Das Lehrpersonal erfuhr
auch in diesem Jahr wieder einen bedeutenden Wechsel." Grund war
der Tod des seit 1829 am Gymnasium unterrichtenden Altphilologen
Prof. J. Schwemmlein Ende 1843 und die Versetzung
des amtierenden Direktors Prof. Weißgerber im April 1844. Für
Gagg hatte das zwei Konsequenzen. Einmal musste er als jetzt
dienstältester Professor provisorisch die Schulleitung übernehmen
, zum anderen ergab sich eine Umschichtung seines Deputats
. Zwar unterrichtete er weiterhin die naturwissenschaftlichen
Fächer neben dem Zeichenunterricht, gefragt war er jetzt
aber auch mit acht Stunden in seinem eigentlich an der Universität
studierten Fach Latein. So unterrichtet er in der Unterquinta
des Gymnasiums, der vorletzten Abschlussklasse, Lateingrammatik
und liest Vergils zweites und drittes Buch der Äneis.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0329