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Manfred Merker
f
SONIS
TIUM
Gaggs Ovidausgabe
von 1701 aus der
Schulbibliothek
V.
Lyzeum in Freiburg, Professor Kuhn nach Rastatt. Beide waren
nicht nur an der Schule, sondern auch im politischen Kampf
des Offenburger Vormärz wichtige Mitstreiter Gaggs gewesen.
Neu an die Schule kommt zum ersten Mal ein evangelischer
Geistlicher für die wachsende Zahl protestantischer Schüler der
Stadt, ein jährliches Stipendium wird gestiftet für einen Gymnasiasten
, der einmal katholischer Geistlicher werden will.
Prompt erfolgt Mitte Juni wieder eine Schulinspektion der inzwischen
94 Schüler. Gagg unterrichtet neben seinen Direktionsaufgaben
20 Wochenstunden in Naturwissenschaften und
Latein und sogar „populäre Astronomie". Gagg lässt bei der
Abschlussfeier seinen Schüler Timotheus Merkel aus St. Blasien
eine selbst verfertigte Rede „Über die der Schule und den Wissenschaften
geschuldete Dankbarkeit jedes Schulabgängers" halten, -
auf Latein! Zum ersten Mal erhalten wir eine genaue Angabe
über die Schulferien des Jahres: Acht Tage Weihnachtsferien, 14
Tage Osterferien und sechs Wochen Sommerferien, „alle sonstigen
etwa bisher üblich gewesenen Feiertage sind aufgehoben".
Der Verlauf eines sehr normalen Schuljahres 1847/48 lässt
nicht die großen politischen Ereignisse erahnen, die sich ganz in
der Nähe des Gymnasiums abspielten: die Proklamation der „13
Forderungen des Volkes in Baden" im Salmen im September 1847,
die große Märzversammlung vor dem Rathaus 1848, den Heckerzug
und den Struveputsch. Dass Gagg dabei als Bürgerwehrmann
neben seinen Direktions- und Lehraufgaben manchmal
„alle Tage zwei Stunden exerzieren" musste und bis in die Nacht
hinein Patrouille lief, geht aus seinen unten zitierten „Aufzeichnungen
" hervor. Gaggs Schuldeputat umfasst in den beiden
Quinten den gesamten Lateinunterricht mit Metrik und Stilistik
neben Ciceros Briefen und Vergils Lyrik (Eklogen und viertes
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