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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 340
(PDF, 83 MB)
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340 Manfred Merker

verhaftet/' Nach den Ereignissen des Jahres 1845 resümiert
Gagg abschließend, „dass in Offenburg wie anderswo das öffentliche
Leben anfängt, sich unfreundlich zu gestalten". Allerdings
war Mitte des Jahres mit dem 34-jährigen Gustav Ree ein
überzeugter Demokrat gewählt worden, der die Geschicke der
Stadt bis 1849 mit hoher politischer Verantwortung und Umsicht
leitete und mit seiner Ausgleichspolitik geschickt zwischen
den radikalen und konstitutionellen Liberalen vermittelte
. Er vertrat Gagg später als Anwalt vor Gericht.6

Auch das Vormärz jähr 1846 wird in Offenburg von den
kirchlichen und politischen Gegensätzen der Zeit bestimmt.
Der katholische Dekan Müller versuchte einen Gegenentwurf
zur Zittel'schen Landtagsresolution „für völlige Religionsfreiheit
" zu betreiben und polemisierte öffentlich gegen den liberalen
Prediger Kuhn, einen Kollegen Gaggs am Gymnasium.
Durch seine ungeschickte Agitation brachte er den Bürgermeister
und die Liberalen in der Stadt gegen sich auf. Trotz aller
Bemühungen konnte er dann auch eine Gemeindeversammlung
nicht verhindern, in der die Bürger, mit Gaggs Beteiligung,
mehrheitlich drei Petitionen an den Großherzog, die zweite
Kammer und das Ministerium beschlossen. Sie wurden persönlich
von einer Deputation in Karlsruhe übergeben und freundlich
angenommen. Danach gibt Gagg unter dem Datum des
22. März eine lebendige Schilderung des Offenburger Wahlkampfs
für die zweite Kammer in Karlsruhe, in dem er selbst
eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Die Parteien standen
sich „ziemlich schroff gegenüber": Gegen den angesehenen Liberalen
Itzstein wird als konservativer Gegenkandidat der letzte
Offenburger Bürgermeister Karl Burger, damals Polizeiamtmann
in Karlsruhe, nominiert. Die unkluge Parteinahme „des charakterlosen
Pfarrers" und die Aufhetzungen „seines schwachköpfigen
Kaplans" hatten, laut Gagg, bei den „vernünftigen Einwohnern
Abscheu und Entrüstung" hervorgerufen, „das taktlose Benehmen
der Beamten überhaupt hatte sie um das Vertrauen des größeren,
intelligenteren Teiles derBürgerschaft gebracht"'. Gagg rühmt dagegen
die vernünftige Haltung und Entschiedenheit des Bürgermeisters
Ree, der ein maßvolles Verhalten auch der Bürger garantiert
. Gagg muss sich im Wahlkampf mehrfach gegen eine
Einflussnahme des großherzoglichen Oberamtmanns zugunsten
eines regierungsgenehmen Wahlergebnisses zur Wehr setzen
, da man im wahlentscheidenden liberalen Gymnasiumsviertel
, in dem Gagg unterrichtet und wohnt, einen Sieg der
Opposition befürchtet. Hier wird der Wahlkampf besonders
heftig ausgetragen. „Schon vor Tagesanbruch kamen die Agenten in
die abgelegensten Straßen und Viertel und belagerten die Leute in


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