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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 350
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Manfred Merker

Freiburg zu eskortieren, von wo er gegen fünf Uhr zurückkehrte
. Als die revolutionäre Provisorische Regierung mit der
geschlagenen Volksarmee über Offenburg nach Freiburg flüchtete
, erhielt Gagg das Kommando, mit noch 18 Wehrmännern
des dritten Aufgebots die mitgeführte Staatskasse als Sicherheitswache
dahin zu begleiten. Er handelt auf Befehl einer Regierung
, die dann vom großherzoglichen Hofgericht später als
nicht legitimiert eingestuft wurde.

In Offenburg überschlagen sich die Ereignisse. Die Stadt erlebt
den Rückmarsch eines geschlagenen Heeres von entmutigten
Freiheitskämpfern, deren desolaten Zustand Gagg mit großer
Empathie beschreibt. Mithilfe eines rasch von Direktor Gagg
aus dem Gymnasium herbeigeholten geographischen Atlasses
hält man Kriegsrat, um die Schlachten und Rückzugsgebiete der
Armeereste zu orten und auf Gefahren für die Stadt zu reagieren.
Am 1. Juli 1849 dankt General Miroslawski, der Oberkommandierende
des Freiheitsheeres, in Offenburg ab und flieht vor den
anrückenden Preußen nach Straßburg.8 Gagg bringt für den befürchteten
Fall örtlicher Kampfhandlungen seine „besten Habse-
ligkeiten" in einer unterirdischen Kirchengruft in Sicherheit,
packt Tornister, Taschen und Kinderwagen, um im Falle einer
Beschießung der Stadt ins nahe Gebirge zu flüchten, - und am
2. Juli sind auch schon die Preußen da: Mit 10000 Mann besetzen
sie Offenburg und fordern Quartiere, bei Gaggs werden vier
Husaren und ein Offizier mit seinem Burschen untergebracht,
alle Waffen müssen unter Androhung der Todesstrafe abgeliefert
werden. Bürgermeister Ree wird trotz seiner großen politischen
Verdienste um die Stadt in einer turbulenten Zeit, trotz seines
mäßigenden Eintretens für gewaltlose Gesetzmäßigkeit der Freiheitsbewegung
amtsenthoben und tritt am 5. Juli zurück. Über
ein Jahr liegt die Polizeigewalt in den Händen der preußischen
Besatzer, die zusammen mit den alten Kräften der kommunalen
Reaktion ein strenges Regiment ausüben, das die Stadt mit allen
ihren freiheitlichen Hoffnungen rücksichtslos niederdrückt.

In Offenburg gibt es viele Verhaftungen. Verfolgt werden
auch Männer, die nicht am Aufstand beteiligt waren, manche
können rechtzeitig nach Straßburg oder in die Schweiz fliehen.
Im Offenburger Gefängnis sitzen 36 politische Gefangene der
Offenburger Revolution. Auch vor Gagg macht die Denunziation
nicht Halt, er wird in Untersuchungshaft genommen.9

Am 27. Juli erscheint Gaggs Name zusammen mit einigen
seiner Kollegen auf der ersten Seite der berüchtigten „Rebellen-
und Gaunerliste".10

Erst am 27. Oktober 1848 wird ihm im Offenburger Amtsgefängnis
das Urteil des Bruchsaler Hofgerichts eröffnet: Ein Jahr


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