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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 358
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Manfred Merker

Ansehen erworben hatte und der für uns heute noch in dreifacher
Hinsicht Bedeutung hat: als respektabler Pädagoge und
einer der bedeutendsten Direktoren des Offenburger Gymnasiums
im 19. Jahrhundert, als entschiedener und engagierter
Offenburger 48er-Revolutionär und schließlich als veritabler
Zeitzeuge für die Ereignisse der lokalen Freiheitsrevolution.

Als Pädagoge, der ursprünglich Theologie und Altphilologie
studiert hatte, dann aber Mathematik und Naturwissenschaften
unterrichtete, zeichnet sich Gagg durch eine erstaunliche Vielseitigkeit
, Belastbarkeit und Modernität aus. Er erweiterte sein
Deputat durch Fachunterricht in Naturgeschichte, Mineralogie,
Astronomie, Anatomie, Biologie und Gesundheitserziehung, als
Philologe bot er eine AG für Italienisch an und entwickelte eine
praktikable Systematik für den gymnasialen Zeichenunterricht.
Zukunftweisend waren seine Vermessungspraktika für die Höhere
Bürgerschule (wie sie heute noch ein Bestandteil der Stei-
nerschen Waldorfpädagogik sind). Als reformfreudiger Pädagoge
plädierte er für eine längere gemeinsame Schulbildung
aller Schichten des Volkes, die auch heute wieder als fortschrittlich
propagiert wird. Dies wurde an beiden Schulen, die er als
Direktor in Offenburg leitete, schulübergreifend erfolgreich
praktiziert und fand in der Stadt durch alljährliche öffentliche
Präsentationen ihren Ausdruck und ebenso Anerkennung, wie
sein jahrelanger Einsatz als Direktor für den Schulsport im Turnen
und Schwimmen.

Für sein politisches Engagement als entschiedener Vertreter
des vormärzlichen Liberalismus hat sich Gagg in seinen Aufzeichnungen
selbst ein überzeugendes Denkmal gesetzt. In den
kirchlichen und politischen Auseinandersetzungen dieser Zeit
bezog er couragiert Stellung zugunsten von gemäßigtem Fortschritt
, sukzessiver Reform und evolutionärer Demokratisierung
von Staat und Gesellschaft. 1848 vertrat er den Weg der
Gesetzmäßigkeit und demokratisch durch Wahlen legitimierten
Repräsentation und verurteilte daher, wie sein Mitstreiter
G. Ree, jede Form revolutionärer Partialgewalt.

Bleibt Gaggs Bedeutung als Zeitzeuge für einen der Höhepunkte
unserer Stadtgeschichte. Mit seinen eigenhändigen
„Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49", die jetzt hier
nach ihrem über 100-jährigen Archivschlummer zum ersten
Mal nachgelesen werden können, hat er nicht nur für sein eigenes
Denken und Handeln in dieser Zeit gesprochen, sondern
auch ein authentisches Zeugnis für die allgemeinen Vorgänge
dieser Zeit hinterlassen. Die differenzierte Beschreibung der
politischen Strömungen in der Zeit des Vormärz werden ergänzt
durch die überaus farbige und detaillierte Darstellung der


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