Freiburger historische Bestände - digital

Gebhard Gagg -

„Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848y

(Studien zur Geschichte des Offenburger Gymnasiums VI)

Noch 765 jahrein herausgegeben von Manfred Merker, Offenburg

Ein veritables Ostergeschenk

Zu Ostern im letzten Kriegs jähr des Ersten Weltkriegs erreichte
1918 das Städtische Museum in Offenburg eine ungewöhnliche
Postsendung. Das Päckchen war abgesendet worden „von
einem alten Offenburger aus den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts
, der seine ersten Unterrichts]'ahre an der dortigen
Volksschule und Gymnasium erhalten hat, der stets gerne jener
Zeiten gedenkt, der heute mit hoher Verehrung das Emporblühen
der Stadt Offenburg sympathisch begrüßt". Auf einem
ebenfalls beigefügten bräunlichen Foto signiert der Absender
als „Gebhard Gagg, Maler und Historiker in Konstanz, Ritter
vom Zähringer Löwenorden, aetatis suae 80 J. 1918". Zu sehen
ist er auf der Postkarte als eine lesende Gelehrtengestalt vor
einer Fensterbank mit wallender Mähne im Gerhard-Hauptmann
-Stil.

Gebhard Gagg in Konstanz 1918

Wer ist dieser würdig sinnende alte Herr in seinem 80. Lebensjahr
, der sich am Ende eines langen Lebens - auch der Todestag
seines Vaters hatte sich gerade zum 50. Male gejährt! - an seine
Offenburger Schulzeit zurückerinnert? Es handelt sich bei diesem
generösen Absender um den gleichnamigen Sohn des Offenburger
Gymnasiumsprofessors Gebhard Gagg (1802-1866),
welcher von 1838-1849 am Großherzoglichen Gymnasium
und der Höheren Bürgerschule unterrichtete und beide Schulen
von 1844-1849 als Direktor auch leitete. Gebhard Gagg
jun. wurde 1838 als zweiter Sohn des jungen Ehepaars Gagg
noch in der Schweiz geboren, wo der Vater in Luzern einen
Lehrauftrag wahrnahm. Er besuchte dann in Offenburg die
Volksschule, wahrscheinlich bei Gaggs Kollegen Kohler, und
dann ab 1848 die erste Klasse des Gymnasiums seines Vaters
im Kapuzinerkloster. Nach dem Scheitern der 48er-Revolution
und Gaggs Amtsenthebung 1849 ging er mit seinem Vater im