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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 367
(PDF, 83 MB)
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Gebhard Gagg - „Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49" *\fCJ

tion. Das bedeutet für eine bessere Verständlichkeit eine Anglei-
chung an heutige Rechtschreibung, Zeichensetzung und unseren
Sprachgebrauch und die Notwendigkeit von Erläuterungen
zum Textinhalt. Diese Anmerkungen am Ende der Aufzeichnungen
gleichsam als Register aller erwähnten Personen, Orte
und Sachen haben sich bei den Recherchen zu einem who-is-
who des badischen Freiheitskampfes um das liberale Kraftzentrum
des revolutionären Offenburg entfaltet.

Es bleibt die Frage, warum der Verfasser diese Aufzeichnungen
geschrieben hat. Vom Stil der Darstellungen wirken sie wie
ein tagtäglich verfasstes Tagebuch, zum Schluss auch als eine
Art Rechenschaftsbericht über das eigene Handeln in turbulenter
Zeit. Sie ähneln damit den Kommentaren J. Cäsars über den
gallischen Krieg 2000 Jahre zuvor, der seine Aufzeichnungen
auch für ein späteres Geschichtswerk angefertigt hatte. Gaggs
Aufzeichnungen sind in jedem Falle das lesenwerte Zeugnis
eines authentischen Zeitgenossen und Opfers dieser bewegten
Zeit, das anschaulich mit präziser Beobachtungsgabe und souveränem
Urteil die Ereignisse lebendig werden lässt, eine verita-
ble Quelle auch für jede weitere Erforschung der 48er-Revolu-
tion in Offenburg.

Gaggs Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49
(im Folgenden als Originaltext abgedruckt)

Der in neuerer Zeit heftig gewordene Kampf zwischen den politischen
und religiösen Parteien bewirkte auch in Offenburg,
dass die schon seit längerer Zeit bestehenden Partien sich
schroffer sonderten.1 Meiner Stellung gemäß sollte ich auf Seite
der Konservativen stehen und unterhielt auch mit den Männern
dieser Seite stets eine freundschaftliche Verbindung, obgleich
ich ihre Gesellschaft in späteren Zeiten fast nie besuchte,
da mir ihr langweiliger Ton und mehrere Persönlichkeiten de-
goustierten.2 Aus alter Gewohnheit und Neigung besuchte ich
beinahe täglich die liberal-radikale Gesellschaft zur Eintracht.

Die unter den Parteien hervorgebrachte Spannung wurde
durch die in Folge der im Dezember stattgehabten Kammerauflösung3
im März hier vorgenommenen Wahlen der Wahlmänner
, die hier wie anderwärts einen heftigen Kampf zwischen der
klerikal-ultramontanen4 Aristokraten und der kirchlich Liberalen
Fortschrittspartei hervorrief, noch mehr erhöht; besonders
nachdem die Wahlen hier und im Lande zugunsten der Opposition
ausgefallen waren.


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