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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 370
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Manfred Merker

Gemeindebeschlüsse der hiesigen Gemeinde als Gegencoup
gegen den Versuch des hiesigen Dekans18 eine Gegen-Zittel-
Adresse19 zustande zu bringen. Dieses ganz entschiedene Auftreten
einer Gemeinde als solche soll wegen des bösen Beispieles
der Nachahmung unter anderem ein Grund der Kammerauflösung
gewesen sein, denn wirklich sollen auch bereits andere
Gemeinden ähnliche Schritte unternommen haben. Die Versammlung
des Großen Ausschusses in Offenburg20 wurde veranlasst
durch einen Aufruf des Dekans Müller im Offenburger
Wochenblatt zur Unterzeichnung einer Adresse für die Wahrung
verfassungsmäßiger Rechte und des Stiftungsvermögens.
Mehrere Tage zuvor wurden aber durch Agenten Leute zur Unterzeichnung
der im Pfarrhof liegenden Petition aufgefordert.
Die vom Bürgermeister21 hier in alle Häuser geschickte, gedruckte
Einladung zur Abhaltung der Gemeindeversammlung
machte hier und in Karlsruhe großes Aufsehen. Der Dekan
suchte sie zu hintertreiben, reiste deswegen nach Karlsruhe, wo
er die Schilderung der Aufregung so übertrieb, daß er sich militärischen
Schutz ausgebeten haben soll. Dessen ungeachtet
hieß die Staatsregierung die Versammlung abhalten, welche
dann bei ungeheuerem Zudrang vom Publikum stattfand. Ich
war durch einen Besuch des Oberamtmanns Lichtenauer22 abgehalten
, zeitig genug dabei zu erscheinen. Eben wurden die
bekannten drei Petitionen (an den Großherzog23, die zweite
Kammer und das Ministerium) vorgelesen und über ihre Absen-
dung diskutiert. Beschlossen wurde beinahe einstimmig (mit 50
gegen 2 Stimmen), dieselbe zu übergeben und zwar mittels
einer Deputation. Ich hörte von den genannten Petitionen nur
noch die dritte verlesen, welche in den kräftigsten Ausdrücken
das Benehmen des hiesigen Dekans rügt, es kommen Stellen
vor wie Amtsmissbrauch, Aufwühlen der Gemeinde etc. Nebe-
nius24 soll die Deputation freundlich empfangen haben, zum
Großherzog konnten sie nicht kommen. Dekan Müller hat eine
Denunziationsklage gegen den hiesigen Bürgermeister und
gegen Kuhn bei der Regierung in Rastatt eingegeben, worin er
die ersteren beschuldigt, die hiesige Gemeinde in Aufruhr gebracht
und den letzteren, unchristliche Grundsätze gepredigt
und einmal im Leseverein folgende Worte gesprochen zu
haben: „ Auf jetzt, meine Freunde, zur Fahne, ich gehe voran in
den Kampf gegen die kath. Religion/' An der ganzen Sache ist
natürlich keine Silbe wahr, und der Dekan sagt auch selbst in
seiner Schrift, die durch einen Vertrauten in Abschrift hierher
kam, obgleich er vier Zeugen mit Namen angeführt hatte, er
könne die Wahrheit dieser Aussage nicht verbürgen. Dieses
scheint etwas pfiffig - dumm. Nun, ich denke der Bürgermeister


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