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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 374
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Manfred Merker

Masse Lumpengesindel, das von Straßburg und anderwärts her
erwartet wurde, die Momente der Verwirrung zu Brandstiftung
und Plünderung benutzen würde. Dank der guten Vorkehrungen
des Komitees, dank aber insbesondere der ausgezeichneten
guten Haltung des versammelten Volkes. Jene Befürchtungen
waren umsonst, das großartige Volksfest ging ohne alle Störungen
und erhebend schön vorüber. Die meisten Deputierten und
sonstigen Sprecher kamen schon tags zuvor hier an. Am Abend
wurden bis lange nach Mitternacht Vorbereitungen gepflogen.
Es handelte sich vorzüglich darum, die Republikaner und insbesondere
den stürmischen Fickler zum Schweigen zu bringen.
Die vorzüglichsten badischen Deputierten und Volksmänner
stellten die Rechte und Wünsche des Volkes zum Zweck eines
Programms für die Ständekammer zusammen. Republikanische
Gelüste einzelner drangen nicht durch. Die Deputierten waren
einig, dass eine Republik in Baden gegenwärtig diesem Lande
selbst und Deutschland zum Verderben gereichen würde. Man
vertröstete die republikanisch Gesinnten auf den Zusammentritt
deutscher Abgeordneter in Frankfurt und das deutsche
Parlament und ließ selbst in den öffentlichen Reden deutlich
durchblicken, dass diese Idee und dieser teilweise Wunsch in
nicht langer Zeit in Erfüllung gehen werden.

Die Stadt Offenburg war mit schwarz-rot-goldenen Fahnen32,
von denen eine bis drei von jedem Hause herunterwehten, und
teilweise mit Kränzen und Teppichen herrlich verziert; besonders
schön war der Balkon des Rathauses geschmückt, von welchem
herab die Reden gehalten wurden. Nachdem schon am
Samstag zuvor so viele Fremde angekommen waren, dass sie in
den Wirtshäusern kein Unterkommen mehr fanden, so rückten
am Sonntagmorgen von aller Frühe an die Leute scharenweise
in die Stadt ein. Die Bauern der Umgegend kamen auf mehr als
100 vierspännigen Wagen mit den schönsten Pferden bespannt
, die Fuhrleute zu Pferd mit schwarz-rot-goldenen Schärpen
, auf jedem Wagen eine prachtvolle Fahne von denselben
Farben. Die Bauern in Sonntagsanzügen, jeder mit einer deutschen
Kokarde33, singend oder mit Rufen auf Deutschlands
Freiheit. Ungeheure Bahnzüge, vollgepfropft von Menschen
und mit Fahnen geziert, kamen von fünf zu fünf Minuten an.
Sie wurden von Tausenden von Zuschauern mit Jauchzen empfangen
, jauchzend erwiderten sie den Empfangsgruß. Nach elf
Uhr begann die Versammlung, die Menschenmasse Schulter an
Schulter die Straße anfüllend stand abwärts vom Rathaus bis
zur Rehmannschen Apotheke34 und hinauf bis zur „Sonne",
anderseits den Spitalplatz anfüllend bis in die Steingasse35, viele
schwarz-rot-goldenen Fahnen erhoben sich aus der Menge,


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