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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 378
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Manfred Merker

angehalten, die Briefschaften weggenommen, zwei Kisten mit
Gewehren, die für Geisingen bestimmt waren, wurden in die
Stadt gebracht, hessische Dragoner entwaffnet und Barrikaden
gegen das einrückende Militär errichtet, von welchem wir hier
fast erdrückt wurden. Es sind Häuser, worin 36-40 Mann einquartiert
sind. Hecker hat hier mehrere Anhänger, die seine
Unternehmungen zu unterstützen wünschen, besonders unter
den jungen Leuten. Einer von diesen, med. dent. Barth51, war
bei Hecker und kam am letzten Dienstag wieder hierher zurück,
gleichzeitig brachte das Seeblatt die Nachricht von den Ereignissen
in Konstanz. Barth berichtet über Heckers Lage und
Verhältnisse und soll ausdrücklich gesagt haben, dass Hecker
keine Schilderhebung in Offenburg wünsche, bevor er ins
Rheintal gekommen sei. Die älteren Bürger rieten von einem
solchen Unternehmen ab. Es sammelten sich aber bald hierauf
gegen 200 der exaltiertesten Köpfe und drangen auf sofortige
Proklamation der Republik.

Bürgermeister Ree, der vorher nichts von einem solchen
Plan wusste, und einigen Bürgern gelang es, mit Mühe die Leute
von ihrem Vorhaben abzubringen, und nur das Versprechen,
dass am andern Tag morgens um acht Uhr in einer Versammlung
sämtlicher hiesiger Einwohner die Frage über die sofortige
Proklamation einer Republik entschieden werden solle, konnte
die erhitzten Gemüter von der augenblicklichen Proklamation
zurückhalten. Jedoch bewaffnete sich das erste Aufgebot, dem
sich einige ältere Leute anschlössen, man beschloss, keine Stafetten
oder andere Botschaften fortzulassen, sperrte die Stadt
durch Barrikaden und Piquets, damit kein Militär (es lagen
Hessen in der Nähe) hereinkomme.

Ich ging noch abends spät etwa um zehn Uhr auf den Platz
vor dem Rathaus, um zu sehen, was es da gäbe. Da waren nur
noch wenig Bewaffnete, das erste Aufgebot hatte schon die Zugänge
zur Stadt und zum Bahnhof besetzt. Da nun mehrere
vom dritten Aufgebot auch da waren und es hieß, dass dieses
Aufgebot zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Stadt zu
erscheinen habe, so bewaffnete ich mich und machte die Patrouille
mit bis morgens um ein Uhr. Zwischen vier und fünf
Uhr in der Frühe wurde Generalmarsch geschlagen, es kamen
etwa 50 statt 550 Bürgerwehrmänner zusammen. Um acht Uhr
sollte also die von Bürgermeister Ree anberaumte Versammlung
sein. Noch waren aber nicht ein Drittel der Einwohner beisammen
, als Lärm entstand. Es hieß, die Hessen seien da.

Ich ging bis an die Barrikade am Ende der Straße gegen den
Bahnhof. Diesseits der Barrikade mochten etwa 80 Mann Bürgerwehr
mit Gewehren, ein Dutzend mit Sensen bewaffnet,


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