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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 379
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Gebhard Gagg - „Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49" ^79

sein. Jenseits, hart an den Barrikaden, waren zwei hessische
Offiziere zu Pferd, daneben eine Kutsche mit dem Bürgermeister
und zwei Gemeinderäten, im Hintergrund beim Bahnhof war
hessische Infanterie, Kavallerie und Artillerie aufgestellt. Der
Bürgermeister brachte es dahin, dass die hessischen Offiziere
auf ihr Ehrenwort versicherten, es solle während der Versammlung
kein Soldat die Stadt betreten. Nun ging es zu der Versammlung
. Die Republikaner kamen mit scharf geladenen Gewehren
und mit Sensen. Der Bürgermeister hielt eine treffliche
Rede, worin er die vorgefallene Ungesetzlichkeit tief bedauerte
und die Verhältnisse von Konstanz als ganz verschieden von
denen in Offenburg schilderte, dann eine von ihm verfasste
Erklärung der Stadt Offenburg52 verlas und endlich darüber abstimmen
ließ, wer es mit ihm und seiner Erklärung hielt oder
die sofortige Proklamation der Republik wolle. Für das erstere
erklärten sich etwa neun Zehntel der Versammlung. Nun ging
die Versammlung auseinander. Die Republikaner waren ergrimmt
. Mit dem hessischen General wurde das Übereinkommen
getroffen, daß zwei hessische Kompanien den Bahnhof
besetzt halten und die übrigen abziehen sollten, und dass auch
diese zwei Kompanien sich zurückziehen würden, wenn die
Bürgerwehr für Ruhe und Ordnung einstehe.

Nun wurden die drei Kompanien des dritten Aufgebotes
zum Wachdienst berufen und zwar die ganze erste Kompanie
mit 116 Mann (wozu auch ich gehöre) für die nächstfolgende
Nacht, weil man eine Wiederholung des früheren Auftrittes
befürchtete. Wir patroullierten und standen Schildwache bis
morgens 2:30 Uhr. Alles blieb ruhig.

20. April. Da wurde am Donnerstagmorgen ausgeschellt,
man solle sich auf eine bedeutende Einquartierung gefasst machen
. Und wirklich standen mittags um zwei Uhr zwischen
3000 und 4000 Mann Hessen und Badenser Infanterie, Kavallerie
und Artillerie auf der Hauptstraße.

Die Stadt wurde mit Militär abgesperrt und Verhaftungen
der bei der Affäre am Dienstag Beteiligten vorgenommen. Die
meisten hatten sich aber aus dem Staube gemacht, und nun
haben wir die Gäste und die Blamage!

Mai. Durch die Zerstreuung der Insurgentenhaufen53 war
Friede und Ruhe wenigstens äußerlich wieder hergestellt und
durch die große Militärmacht, die bereits im Lande ist und
noch hereingezogen wird, auch für die nächste Zukunft eine
nur zu große Ruhe verbürgt. Die Wachen der Bürgerwehr haben
einstweilen aufgehört, nicht so die Einquartierung. Gegenwärtig
lagern in Offenburg ungefähr 1000 Mann, worunter etwa
zwei Drittel Nassauer.54 Darunter befinden sich sehr viele frei-


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