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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 380
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380 Manfred Merker

willige Studenten, selbst Staatsdiener. Sie zeichnen sich vor den
Badensern durch größere Bildung, aber auch durch größere
Prätentionen55 aus. -

Juli/August. Unter der Einquartierung von Militär hat die
Offenburger Bürgerschaft viel zu leiden, alle acht Tage andere
Soldatengesichter.

19. September. Ein Krawall spielte sich abends im Wirtshaus
zum Engel56 ab. Der Wirt dieses Hauses, ein leidenschaftlicher
Gegner der Bewegungspartei, schlug einem Bauernburschen,
der das Heckerlied sang, die Hand ins Gesicht, und als hierauf
die übrigen Bauern anfingen, das Haus mit Steinwürfen zu demolieren
, so schoss er mehrmals zum Fenster heraus und verwundete
dabei einen Vorübergehenden sehr bedeutend. Der
Wirt wurde verhaftet.

Oktober. Auf die erste Nachricht von dem Einbrüche Stru-
ves (Struve hielt am 21. September 1848 seinen Einzug in Lörrach
. Vom Rathause dorten verkündete Struve die Deutsche
Republik, ordnete Sturmläuten an und die Aushebung aller
waffenfähigen Wehrschaften)57 war hier in Offenburg Gemeindeversammlung
, worin Bürgermeister Ree und Oberamtmann
v. Teuffei58 zu einem ruhigen gesetzlichen Verhalten aufforderten
, (was aber kaum nötig war, denn es zeigten sich nicht die
mindesten Aufstandsgelüste) und Anstalten trafen, dass durch
die Bürgerwehr die Wachen und Patrouillen für die folgende
Nacht versehen würden, was nach den vier Stadtvierteln geschah
. Wir im vierten Viertel hatten unsere Hauptwache im
Zähringer Hof.59

Ich war Zugführer vom vierten Zug und patrouillierte mit
demselben morgens zwischen ein und zwei Uhr, worauf ich, da
alles still und ruhig war, nach Hause ging. In derselben Nacht
und den darauf folgenden Tagen gingen auf der Eisenbahn
Truppenzüge Tag und Nacht an Offenburg vorüber nach dem
Oberlande. Hierher kamen anfangs Hessen und Badener, dann
Preußen, von denen ich mehrere in Quartier hatte, darunter
einen, der kümmerlich Deutsch verstand aus Oberschlesien, an
der Grenze von Galizien.60 Gegenwärtig haben wir noch badische
Infanterie und Artillerie circa 500 Mann.

Dezember. Militär haben wir gottlob keines mehr. Dagegen
ist die Bürgerwehr wieder organisiert, man muss gewärtigt sein,
mit nächtlichen Ruhestörern ins Handgemenge zu kommen.
Die hiesige Bürgerwehr ist durch Ministerialerlass dazu bestimmt
, bei Exzessen einzuschreiten.


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