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Gebhard Gagg - „Aufzeichnungen eines Offenburgers 1848/49"
G. Gagg jun. notiert 1918 in seinem Anschreiben: „... dass die
Sturm- und Drangperiode in Baden vielfach Veranlassung gab
zu poetischen Ergüssen, hiervon ein Beispiel":
Die deutschen Farben
Schwarz, Rot und Gold, die Vaterland'sehen Fahnen,
lasst hoch empor sie weh'n!
Wisst ihr, woran die stolzen Farben mahnen?
Lernt ihren Sinn verstehen!
Du „Schwarz" ein Bild der Trauer und der Leiden,
des Todes und der Nacht,
Dein dunkler Ernst mahnt an die Schmach der Zeiten,
Die Trennung uns gebracht.
Und „Rot", dein Glühen zeigt, dass auf deutscher Erde
Viel edles Blut verrann;
Dass aber Sieg und Ruhm, die es entbehrte,
das freie Volk gewann.
Du lautres „Gold" von unserm Kaiserthrone
Geraubt und arg verhöhnt,
Dir bleibt der Glanz vereinter deutscher Krone,
Die Treue, die versöhnt.
Drum sei mit Schwarz und Rot das Gold verbunden,
Nicht mehr wie sonst verbannt,
Um Wehr und Schrift, um Stirn und Brust gewunden
Im ganzen Vaterland.
Euch hat zuerst der Jugend Bund getragen,
der Ehre sich bewusst;
Drum bleibet ihr nun auch in besseren Tagen,
ein Schmuck der deutschen Brust!
Und hätten wir sie nicht, die edlen Farben,
Wir wählten sie noch heut,
Und wänden dann sie um die goldnen Garben
Der Freiheit unserer Zeit.
Soweit die teure Muttersprache klinget
Im großen Vaterland,
Soweit das Licht der Farbenflammen dringet,
Heil dir, du herrlich Land!
In Eintracht fest halt ewig uns umschlungen,
Ein Brudervolk zu sein!
Auf, lasst voran die deutschen Banner wallen
Nur in der Freiheit Sold!
Und ihnen froh ein dauernd Hoch erschallen,
dem edlen Schwarz, Rot, Gold.
Vivat Germania!
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