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Von den vergeblichen Versuchen der
Beuroner Benediktiner, in Mittelbaden Fuß zu fassen
Johannes Werner
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Nicht allzu oft waren in der Vergangenheit die Zeiten
für die Neugründung und den Ausbau
von Klöstern innerhalb unseres deutschen Vaterlandes
so günstig wie die gegenwärtigen.
Johannes Schumacher, Deutsche Klöster (1928)
Das Augustinerkloster in Beuron, das um 1077 gegründet und
1802 aufgehoben wurde, war „während seines Bestehens ohne
Bedeutung geblieben"1: ein so harter wie wahrer Urteilsspruch.
Aber für das Benediktinerkloster, das 1863 - also vor nunmehr
150 Jahren - an seiner Stelle, und als erstes deutsches nach der
Säkularisation, gegründet wurde, galt er nicht; ganz im Gegenteil
. Nun blühte Beuron auf, strahlte aus, brachte eine lange
Reihe von Tochterklöstern hervor.2 Sie bildeten bald eine eigene
Kongregation, die mit ihrer Disziplin, ihrer Dynamik,
ihrer explosiven Expansion über die Grenzen hinweg als „Leitstern
und Schrecken der benediktinischen Welt zugleich"3 betrachtet
wurde. Aber auch das Mutterkloster selber war und
blieb ein Ort, der weithin wirkte und ungezählte Menschen, oft
ganz gegen ihren Willen, in seinen Bann schlug.4
Eine neue Blüte
In kurzer Zeit gingen zahlreiche Gründungen oder Neugründungen
, direkt oder indirekt, von Beuron aus: Maria Laach,
Gerleve, Grüssau und Trier in Deutschland; Maredsous und
Löwen in Belgien; Seckau, Altwasser und Prag im damaligen
Österreich-Ungarn; Lubin in Polen; Erdington in England, Fort
Augustus in Schottland; Mount Sion in Jerusalem. Beuron beteiligte
sich an der Wiederherstellung der Klöster in Portugal und
in Brasilien sowie am Aufbau des griechischen Kollegs und des
Kollegs S. Anselmo in Rom, auch an dem der Missionskongregation
von St. Ottilien. Außerdem schlössen sich einige Frauenklöster
, u.a. in Maredret, Eibingen, Kellenried und Herstelle, an
Beuron an.5
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