Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 442
(PDF, 83 MB)
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442 Gernot Kreutz

Äspach". Äspach ist eine schriftlich entstellte Form von Espan.
Dieses Wort bezeichnet ebenfalls einen gesonderten abgegrenzten
Bezirk. Im 18. Jahrhundert ist mutmaßlich die Nutzung als
Weidefläche gemeint. Espan, häufig der Platz für die Viehweide,
erscheint heute nunmehr als eine abgegangene Vokabel.

Das westlich vom Seidenfaden benannte Gewann heißt „Am
steinernen Kasten". Eine der verschiedenen Deutungsmöglichkeiten
für Kasten ist die Viehtränke. So wäre die benachbarte
Lage zum Weideland stimmig. Da hier auch das Riesbächle,
von Fessenbach kommend, durchfließt, kann mit Kasten vielleicht
auch ein Fischkasten gemeint sein, der als Fangvorrichtung
für Fische in einem See gedient hatte. Fische waren damals
eine Bereicherung des oft kargen Speisezettels.

Wie viele Flurnamen kann „Seidenfaden" auch auf einen Familiennamen
zurückgehen. Der Beruf des Seidennähers kann zu
dem Berufsübernamen Seidenfaden geführt haben. Auch eine
persönliche Beziehung zum alten Rechtsbrauch ist für die Namenentstehung
möglich. Seit dem 14. Jahrhundert ist Seidenfaden
als Familienname in Südwestdeutschland belegt. Ebenfalls
kommt der Name (Sydenfaden) in Straßburg vor.

Auch „Rosengart(en)" ist seit dem 14. Jahrhundert als Familienname
bekannt, dessen Entstehung auf jemand zurückgehen
mag, der an einem Rosengarten wohnte. Im Mittelalter
wurden Fest- und Turnierplätze auch Rosengarten genannt.
Wenn in diesem Gebiet archäologische Erhebungen Hinweise
auf ein (vorgeschichtliches) Gräberfeld ergeben würden, kann
Rosengarten auch auf einen Friedhof deuten.

Ein bekanntes Beispiel für einen Berufsübernamen in Offenburg
ist der Familienname Rindfleisch, der seinerseits zum Gewann
-Namen „Im Rindfleischgrund" geführt hatte.

Seidenfaden, Espan, Rosengarten und steinerner Kasten sind
beieinander liegende Gewanne, die auf ein Sondernutzungsland
, eventuell eine Viehweide hinweisen. Die Namen (Seide,
Faden) deuten zudem auf einen alten Rechtsbrauch, früher
auch Rechtsaltertum genannt, hin.

Formal wird man den vor einigen Jahrzehnten frei erfundenen
Namen, die dazu noch amtlich Fuß fassen konnten, einen
gewissen Geschichtswert nicht absprechen können. Für das
Bewusstsein hinsichtlich der Geschichte von Offenburg wäre
es ein sachgerechter Beitrag, wenn die vier überlieferten Flurnamen
bei der Vergabe von Straßennamen in diesem Baugebiet
Verwendung finden würden.


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