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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 451
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Deutsch-Französische Biographien in der Ortenau:
Herzen ohne Grenzen - Coeurs sans frontieres.

Martin Ruch

Am 15. April 1945 zogen die französischen Streitkräfte in Offenburg
ein. Die furchtbare Zeit des Nationalsozialismus war zu
Ende. Und damit dies so bleibe, wurden Soldaten hier stationiert
in Kasernen und Wohnungen. Diese militärische Präsenz
der zuletzt 2000 Berufssoldaten und Wehrpflichtigen dauerte
bis zum endgültigen Abzug aus Offenburg im Jahr 1992. Verständlich
, dass anfangs auf beiden Seiten überwiegend Misstrauen
herrschte und Vorsicht geboten schien. Doch nach und
nach besserte sich das deutsch-französische Verhältnis, und es
gab schließlich gute freundschaftliche Kontakte miteinander.
Das bezog sich nicht nur auf die offizielle, sondern auch auf die
zwischenmenschliche Ebene, auf die Beziehungen der französischen
Soldaten zur weiblichen deutschen Bevölkerung. Auch
enge Verbindungen entstanden daraus. Eine Untersuchung
(Dominique Bilemdjian: Offenburg und die Franzosen von
1945 bis heute. 1972) stellte für 1970 fest, dass durchschnittlich
zwei Ehen pro Monat zwischen Deutschen und Franzosen in
Offenburg geschlossen wurden. Nicht nur diesen Ehen entsprangen
Kinder, sondern auch manchen Freundschaften, die
sich wieder lösten, weil etwa der Soldat nach Frankreich zurückkehrte
. Nicht immer wollte aber die Mutter dem Kind den Vater
nennen. Oft wurde es später von einem neuen Partner als eigenes
Kind anerkannt und trug nun dessen Namen. Aber wie es so
ist mit unterdrückten Wahrheiten: Irgendwann wurden manche
Kinder misstrauisch, weil sie intuitiv spürten, dass etwas
mit ihrer Geburt nicht stimmte. In einem Fall war es „nur" die
französische Form eines Vornamens, der zur dauernden Frage
und zum Ausgangspunkt für eine langjährige und mit kriminalistischem
Spürsinn geführte und endlich auch erfolgreiche
Suche wurde.

Auch als ab 1940 für wenige Jahre die deutschen Truppen
Frankreich besetzt hatten, gab es dort trotz aller Kriegswirren
freundschaftliche Kontakte der deutschen Soldaten zu Frauen
aus der Region. Auch hier entstand manche enge Verbindung
und wurden Kinder von einer französischen Mutter geboren,
deren Vater ein deutscher Soldat war.

Bis zum heutigen Tag ist es ein Tabu geblieben, über diese
Vergangenheit zu sprechen. Ein Tabu, unter dem die Betroffe-


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