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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 463
(PDF, 83 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0464
schichte und Sprachgeschichte der nördlichen
Ortenau" (Freiburg/Breisgau, 1979) erörterte
den sprachgeschichtlichen Aspekt seines akri-
bisch recherchierten und gesammelten Materials
. In seiner jüngsten Publikation arbeitet
Gärtner, der sich auch mit seiner Erforschung
der Geschichte der Windecker (u. a. Regesten
der Herren von Windeck) einen Namen gemacht
hat, sehr detailliert die einzelnen Epochen
der Kloster-Historie von der Gründung
bis ins Jahr 1600 auf. Das Werk ist eine wahre
Informations-Fundgrube für alle, die sich mit
der Geschichte der Abtei und der sie umgebenden
Region links und rechts des Rheins befassen
wollen. Zahlreiche Karten dokumentieren
den Grundbesitz der Schwarzacher Benediktiner
. Ein Personen- und Ortsregister sowie Zusammenfassungen
und Übersetzungen der lateinischen
Haupttexte samt eines Glossars
bieten dem Leser ausreichend Hilfe, sich in
den mittelalterlichen und neuzeitlichen Texten
zurechtzufinden. Die vom Autor schon
1976 nachgewiesene Verbindung von Arnulfs-
au und Schwarzach ist inzwischen von archäologischer
Seite aufgegriffen und hat entsprechende
Auswirkungen auf die Landesgeschichte
. Jörg Seiler

Ruch, Martin: Das Rathaus in Ohlsbach: Ein
Gang durch seine Geschichte 1899-2009.
Ohlsbach 2010, 82 S., viele Abb.

Über Jahre war der Giebel des Ohlsbacher Rathauses
mit einem Drahtgitter gesichert, um
Besucher vor Steinschlag zu bewahren. Die
Fundamente des alten Gebäudes im einstigen
Bett des Ohlsbachs waren feucht, die Arbeit
unter beengten Bedingungen für das Personal
keine reine Freude. Angesichts zunehmender
Einwohnerzahlen und wachsender Aufgaben
musste etwas geschehen; aber gut Ding will
Weile haben - und finanziert werden! Aus den
lang und breit erörterten Plänen schälte sich
Ende 2006 schließlich heraus: Generalsanierung
des denkmalgeschützten Rathauses von
1899, Umbau des angrenzenden Julius-Bruder-
Hauses von 1955 und Neubau einer offenen,
gläsernen Verbindungsspange zwischen beiden
. Ferner kamen hinzu: das restaurierte
„Boerscher Haus" mit Bibliothek, der versetzte

Neue Literatur 463

Partnerschaftsbrunnen „Boerscher Stein" und
dazu Wasserspiele, Blumenrabatten und
Bäume in Blickachse auf dem 4000 qm großen
Dorfplatz. Gesamtkosten: vier Millionen Euro.

Ende Oktober 2009 fand die offizielle
Übergabe des großzügigen, neuen Rathausensembles
statt, im Juni 2010 war die Einweihung
der Dorfmitte „Boerscher Platz". Breite
Zustimmung und Akzeptanz bei der Bürgerschaft
- auch berechtigter Stolz.

Das große Ereignis im Leben der Gemeinde
fand seinen Niederschlag nicht zuletzt in der
Chronik „110 Jahre Rathaus Ohlsbach". Natürlich
ist es bei der thematischen Begrenzung
auf das Gebäude an sich nicht geblieben, denn
Rathausgeschichte ist immer auch Teil lokaler
Kultur-, Sozial- und Sittengeschichte. So wird
dem Leser schnell manches vor Augen geführt
, was die Legende von den „guten, alten
Zeiten" (vor dem 1. Weltkrieg) Lügen straft.
Den Obrigkeitsstaat, der den Untertan schuf,
wünscht sich wohl niemand zurück.

Der Autor, als Historiker versiert in der Interpretation
und geschichtlichen Aufarbeitung
von Archivakten, schildert zunächst anhand
des Rechnungsbuches von 1899 die Umstände
und Lebensgewohnheiten der 1012
Einwohner im Jahr des Rathausbaus. Wir
hören beispielhaft für das Alltagsgeschehen
von den zwei Armenhäusern, der Aufhebung
des Schulgeldes, vom Farrenstall und Farren-
wärter, dem Böllerschießen zu Kaisers Geburtstag
, der Bezahlung der Waldhüter, Polizeidiener
, Totengräber; und immer wieder
stoßen wir auf bekannte Ohlsbacher Familiennamen
. Eine kleine geschlossene Welt.

Das Rathaus, vom seinerzeit bekannten
Architekten Kuli aus Offenburg gebaut, fand
ein unterschiedliches Echo. Es reichte von
„ein hübscher, geräumiger und zweckentsprechender
Bau" (Ortsbereisung 1901) bis „ein
ziemlich opulentes und kostspieliges, dabei
äußerst geschmackloses Gebäude" (Ortsbereisung
1911). Dafür wurde die 1909 gebaute
Schule als „der schönste ländliche Schulhausneubau
in der ganzen Ortenau" gepriesen,
„der glücklicherweise weit von dem verpfuschten
Rathaus entfernt steht". Das gelobte
Schulhaus gibt es leider seit 1976 nicht mehr.


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