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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 464
(PDF, 83 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0465
Neue Literatur

Neben den Ortsbereisungen sind die
Ratsprotokolle bedeutende Dokumente der
kommunalen Selbstverwaltung. Ein zeitgeschichtlich
interessanter Eintrag vom 10.10.
1918 lautet: „Die Beleidigung des Josef Heid
gegen den Gemeinderat, welcher gesagt hat,
der Gemeinderat hier gehöre aufgehängt, aber
es sei schade um das Seil, soll dem Bezirksamt
angezeigt werden zur Bestrafung". Diese Strafanzeige
ist wohl aufgrund der Ereignisse nicht
mehr bearbeitet worden.

In der NS-Zeit lesen sich die Einträge so,
wie nicht anders zu erwarten, höchstens das
frühe Datum erstaunt: „Gegen die Beflaggung
des Ohlsbacher Rathauses durch die Hakenkreuzfahne
wird kein Widerspruch erhoben
" (7.3.1933) „Folgende Straßen werden
umbenannt: Dorfstraße in Adolf-Hitler-Straße
; Bahnhofstraße in Robert-Wagner-Straße"
(20. 4.1933).

Aus Meldungen an die Militärregierung
Ende April 1945 geht hervor: „1079 Einwohner
. Für Selbstversorger ist die Ernährungslage
gesichert, für Normalverbraucher sind Vorräte
nicht vorhanden. Neun zerstörte, 19 schwer
beschädigte Gebäude. In der Gemeinde befinden
sich neun Polen, 17 Russen. 70 Männer
sind gefallen, viele noch vermisst." Das
Gefallenen-Ehrenmal verzeichnet heute 100
Namen.

Einen besonderen Platz in der Geschichte
des Rathauses nehmen 1980 die ersten Ge-
meinderätinnen Heidi Herzbach und Hilde
Büß ein, die mit eigenen Erfahrungen zu Wort
kommen. Daneben wird Bürgermeister Wilhelm
Wußler gewürdigt, in dessen Amtszeit
1948-1967 „Werte geschaffen wurden, die in
die Geschichte Ohlsbachs eingehen werden"
(Grabrede). Auch Julius Bruder, der originelle
und kreative Kopf unter den Dorfentwicklern,
ist nicht vergessen worden. An erster Stelle
wird sein örtliches Wanderwegesystem genannt
, das noch heute, vor allem durch den
Philosophenpfad, im unteren Kinzigtal eine
Ausnahmestellung einnimmt und von ehrenamtlichen
Helfern liebevoll gepflegt wird.
1979 hatte Ohlsbach noch den Bundeswettbewerb
„Unser Dorf soll schöner werden" gewonnen
. Das alles, dazu Musik- und Dia-Veranstaltungen
, Heimatabende und engagierte
Zimmervermieterinnen führten in den 1980er
Jahren im „Ohlsbacher Wanderparadies" zu
über 70000 Übernachtungen pro Jahr. Die
einstige sehr rührige Fremdenverkehrsgemeinde
hat sich heute dank schöner Baugebiete
zur attraktiven Zuzugsgemeinde entwickelt
.

Gegen Ende der sehr lesenswerten, mit viel
Archivmaterial gefüllten Chronik skizziert der
Autor die technischen Neuerungen des Rathauses
(etwa Erdwärme) sowie die Haushaltssituation
der Gemeinde für 2009 - als einzige
im Kreis schuldenfrei - und lässt die Architektin
Gabriele Becker, Karlsruhe, und „die Menschen
im Rathaus" zu Wort kommen. Eine
Liste der Ratsschreiber, Rechnungsamtsleiter,
Bürgermeister, Ehrenbürger (es gibt nur einen:
Otto Plohmann) und der Mitglieder des Gemeinderats
nach der Kommunalwahl im
Herbst 2009 beschließen die Chronik.

Die in letzter Zeit erschienenen Publikationen
zur Geschichte Ohlsbachs, einschließlich
der Beiträge in der „Ortenau", werden durch
die Rathauschronik um eine neue, interessante
Variante und Sichtweise bereichert.

Hans-Jochen Schuck

Das Journal des Philippe de Vigneulles. Aufzeichnungen
eines Metzer Bürgers (1471-
1522). Herausgegeben und übersetzt von
Waldtraut und Eduard Schuh, mit einem
Nachwort von Monika Schlinkmann. Saarbrücken
2005, 340 S.

Sie sind rar gesät, die Selbstzeugnisse von
Menschen aus spätmittelalterlicher Zeit.
Daher gebührt dieser Edition besondere Aufmerksamkeit
, zumal auch deshalb, weil sie
sorgfältig und vollständig das Journal aus
einem mittelalterlichen französischen Dialekt
ins Deutsche übertragen hat. So kann der
Leser den historischen und zugleich unterhaltsamen
Stoff mühelos lesen. Der abenteuerlustige
und hochbegabte Kaufmann Philippe de
Vigneulles hat hier den Alltag in seiner
Heimatstadt, der französischsprachigen, aber
deutschen Reichsstadt Metz in Lothringen beschrieben
. Große Politik spielt gelegentlich


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