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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 470
(PDF, 83 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0471
Neue Literatur

und die Namen der von Verfolgung betroffenen
Personen. Viele Namen und Flurnamen
sind fast unverändert in die heutige Zeit überliefert
. Ein wichtiges Stück Aufklärungsarbeit,
um auch von einem „verfälschten und verfälschenden
Hexenbild" Abstand zu nehmen.
Ein weiterer Mosaikstein in der neueren Aufarbeitungsbemühung
eines realistischeren Geschichtsbildes
der Hexenverfolgung für unsere
Zeit. Klaus G. Kaufmann

Dirk Wacker: Daniel Lacker. Aus dem Leben
und Wirken des Heilkundigen aus Memp-
rechtshofen (Aus der Stadt Rheinau - Mitteilungen
des Historischen Vereins 2011), Rheinau
2011, 30 S., mehrere s/w.-Abb.

In einer kleinen 30-seitigen Broschüre schildert
Dirk Wacker, Archivar der Stadt Rheinau,
das Leben und bemerkenswerte Wirken des
„Wunderdoktors" Daniel Lacker (1877-1953)
aus Memprechtshofen. Der „Lacker", wie er
einfach genannt wurde, hatte seit etwa 1912
bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinein
als „Heilkundiger" die Massen in der Region
und weit darüber hinaus bewegt. Über viele
Jahre kamen monatlich Hunderte von Menschen
zu Lackers Haus in Memprechtshofen,
weil sie sich von dem Laienheiler Hilfe bei der
Linderung ihrer Krankheiten erhofften. Auch
wurden Lacker paranormale, hellseherische
Fähigkeiten zugesprochen. Seine Heilerfolge
und überraschenden Vorhersagen sprachen
sich schnell herum und ließen Daniel Lacker
bald zu einer regelrechten Berühmtheit werden
. Nach seinem Tod geriet sein Wirken allerdings
mehrere Jahrzehnte in Vergessenheit;
erst in den 1990er Jahren erinnerte man sich
wieder an ihn, motiviert insbesondere durch
ein einschlägiges Buch von Elmar Gschwind
(ders.: „Rose, Rose, rühre dich ...!" Vom Lo-
renzbur aus Seebach und anderen Heilern zwischen
Schwarzwald und Rhein, Kappelrodeck
1999, S. 132-147). Als Quellen für seine nun
vorgelegte neue Darstellung zu Daniel Lacker
dienen dem Autor Dirk Wacker Aussagen von
Nachkommen des Heilers, von weiteren Zeitzeugen
sowie offenbar überlieferte schriftliche
Dokumente. Das Büchlein aus der Schriftenreihe
der Mitgliedergruppe Rheinau des Historischen
Vereins für Mittelbaden vermag auf
diesem Weg noch einmal einen ersten Eindruck
vom Leben und Wirken Daniel Lackers
zu vermitteln. Von einer seriösen wissenschaftlichen
Aufarbeitung kann bei der vorliegenden
Publikation allerdings nicht die Rede
ein. Dieser Anspruch scheitert schon am fragwürdigen
Umgang mit den zugrunde liegenden
Quellen. Hier berichtet der Autor von
„vorhandenen Aufzeichnungen" (S. 3), einem
„vorhandenen Lebenslauf" (S. 5), den vorhandenen
Patientenbüchern (S. 7), einem vorhandenen
Rezeptzettel (S. 9) und so weiter. Allerdings
wird nicht angegeben, wo sich diese
wichtigen Quellen eigentlich befinden.
Ebenso verhält es sich mit den immer wieder
eingestreuten Zitaten aus mündlichen Aussagen
von Verwandten und Zeitzeugen sowie
mit offiziellen Schriftstücken, für die ebenfalls
keine Herkunftsverweise angegeben werden.

Auf diese Weise kommt der Autor ohne
jegliche konkrete Angabe von Quellen sowie
ohne jegliche Verwendung von Referenzliteratur
aus. Aus der mittlerweile doch reichhaltigen
geschichts- und sozialwissenschaftlichen
wissenschaftlichen Literatur zu den Themen
„Geistheilung", „unorthodoxe Heilmethoden
" oder „Laienheilkunde" (z. B. Wiesendanger
, Rudolph, Chmielewski-Hagius, Wolf-
Braun u.v. a.m.) wird gar nichts rezipiert.
Auch die naheliegende regionalgeschichtliche
Literatur zu ähnlichen Fällen aus der Ortenau
wird mit keinem Wort erwähnt (vgl. z. B. Martin
Frenk: Rudolf und Julius Seiler. Vom Heilkundigen
mit besonderen trancemedialen Fähigkeiten
zum staatlich anerkannten Heilpraktiker
, in: Geroldsecker Land 39 [1997]
103-123; ders.: Rudolf und Julius Seiler. Heilkundige
mit trancemedialen Fähigkeiten, in:
ders.: Riedprofile. 15 Porträts aus dem Ried,
Allmannsweier 2004, 98-124; Uwe Schellinger,
Uwe/Gerhard Mayer: Webers Hände: Wirken
und Wirkungen des „Wunderheilers von
Schutterwald", in: Die Ortenau 86 [2006] 11-
42). So entsteht der Eindruck, Lackers Wirken
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei
ein besonderer Einzelfall gewesen, was angesichts
zahlreicher weiterer nachweisbarer Hei-


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