Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
92. Jahresband.2012
Seite: 475
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0476
Neue Literatur

ganz im Stile der damals im neuen Großherzogtum
Baden herrschenden Sparsamkeit. Bekannt
ist er auch für seine Altarbilder in Ulm
bei Renchen, Ettenheimmünster, Hofstetten
und Ortenberg. - Schöne Deckengemälde im
Stile der Nazarener kamen in der Mitte des 19.
Jahrhunderts in das Langhaus der Kirche. Die
anmutigen Motive der Kindheitsgeschichte
Jesu stammen von dem einarmigen Freiburger
Kunstmaler Dominik Weber (1819-1887). -
Der Kaiserliche Hofmaler Eduard Stritt aus
Grafenhausen bei Bonndorf, der von 1885 bis
1903 in Offenburg arbeitete, schuf schöne
Glasgemälde für die Chorfenster. In Offenburg
war er als Schöpfer der Fassadenmalerei der
Hirschapotheke am Fischmarkt lange Zeit in
Vergessenheit geraten.

Die Pfarrgemeinde Oberwolfach ist zu diesem
lange erwarteten Kunstführer ihrer Pfarrkirche
St. Bartholomäus aufrichtig zu beglückwünschen
. Dem Autor Hermann Brommer,
der uns mit dem 90. Kirchenführer aus seiner
kunstgeschichtlichen Werkstatt wiederum erfreut
, wünschen sein großer Freundeskreis
und seine Leserschaft im Lebensabend weiterhin
viel Schaffensfreude. Werner Scheurer

Vogler, Bernard: Geschichte des Elsass. Stuttgart
2012, 228 S.

Der emeritierte Lehrstuhlinhaber für elsässi-
sche Landesgeschichte an der Marc-Bloch-
Universität Straßburg hat sich an ein großes
Projekt gewagt - und die Aufgabe souverän
gelöst: ein handliches Kompendium über eine
geschichtsträchtige Kulturlandschaft von europäischer
Bedeutung liegt hier nun vor, die
nicht nur strukturell, sondern vor allem inhaltlich
überzeugt. Sie ist auf Deutsch geschrieben
von einem elsässischen Franzosen,
der über die Geschichte seiner Heimat Bescheid
weiß wie kaum ein Zweiter. Man liest
alle Kapitel mit Spannung und immer mit
Gewinn, etwa jene Seiten über das kulturelle
Leben im Elsass im 19. Jahrhundert, bevor der
deutsche und der französische Nationalismus
die Atmosphäre vergifteten. Bis 1848 blieb
Deutsch als Schulsprache erhalten, dann
wurde es mehr und mehr verdrängt, bis 1860

nur noch 45 Minuten am Tag Deutsch gesprochen
werden durfte! Mit Spannung liest man
die Kapitel über das Elsass in der Zeit der Diktatur
1940-1944, als die Elsässer wieder einmal
deutsch werden mussten. „Viele Elsässer
hatten 1940 wie ihre Großeltern 1871 das
Gefühl, von Frankreich verlassen und dem
deutschen Sieger ausgeliefert zu sein, zumal
auch das Vichy-Regime unter Petain kaum
Interesse am weiteren Schicksal der Elsässer
zeigte" (S. 190). Durch den neuen Wechselkurs
(1 Reichsmark für 20 Francs statt bislang 10
Francs) verloren viele Elsässer die Hälfte ihres
Vermögens, alle 15000 bestehenden Vereine
wurden aufgelöst und ihr Vermögen kassiert.
1941 wurde im Breuschtal das einzige auf französischem
Boden gelegene deutsche Konzentrationslager
Natzweiler-Strutthof errichtet, in
dem auch grausame medizinische Experimente
an Gefangenen durchgeführt und Tausende
Insassen ermordet wurden. Junge Elsässer
wurden zwangsrekrutiert und an die Ostfront
geschickt, um ihre Rückkehr zu verhindern
. Viele von ihnen kamen in russische
Gefangenschaft und wurden als Soldaten des
Aggressors brutal behandelt. Nach der Befreiung
musste man um 5% der Gesamtbevölkerung
von 1939 trauern und stand vor immensen
gesellschaftlichen Problemen. „Nun
lebten ,Deutsche', ,Franzosen', Elsässer mit
deutscher oder französischer Orientierung,
Mitläufer, Soldaten in französischer und deutscher
Uniform, Sympathisanten des Nationalsozialismus
und Widerstandskämpfer auf
engstem Raum zusammen." Das bedeutete
starke gesellschaftliche Spannungen und
führte zu persönlichen, teils politisch, teils
konfessionell motivierten Abrechnungen. Abgerechnet
wurde auch in Entnazifizierungsprozessen
. In den Lagern von Schirmeck und
Natzweiler darbten während vieler Wochen
1945-1946 tausende Personen, die man der
Kollaboration bezichtigt hatte - berechtigt
und unberechtigt. „Noch heute ist das Gespräch
mit Zeitzeugen und den Nachkommen
der Opfer schwierig; auch wenn sich die Forschung
schon lange mit dem Thema befasst,
bleibt hier noch Raum für zahlreiche weitere
Quellenrecherchen und Einzeluntersuchun-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2012/0476