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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 245
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Lohkäse, Bollenradhüte und gesottene Erdäpfel Q

nisse für einen Dialekt, der zwar nach wie vor gepflegt wird,
sich jedoch seit August Ganthers Tagen verändert hat. Viele
Begriffe, die damals noch ganz selbstverständlich verwendet
wurden, sind heute kaum noch in Gebrauch.

Die autobiographischen Aufzeichnungen August Ganthers
geben tiefe Einblicke in die Lebensgeschichte des Autors. Sie
beschreiben eindrücklich die glücklichen Kindheitsjähre und
deren frühes durch den Tod der Eltern verursachtes Ende. Bemerkenswert
ist vor diesem Hintergrund August Ganthers weiterer
Lebensweg als erfolgreicher Lehrer, Autor und liebevoller
Familienvater. Es erstaunt dagegen wenig, dass die Prägungen
aus den Kindertagen die literarischen Texte August Ganthers
beeinflusst haben. Diese beschäftigen sich häufig mit der Heimat
, dem Schicksal von Waisenkindern und der Zuneigung
zwischen Eltern und Kindern.

Über biographische Erkenntnisse hinaus sind die Kindheitserinnerungen
und Tagebücher August Ganthers eine wertvolle
Quelle für die Oberkircher Stadtgeschichte. In ihnen werden
nicht nur das Leben des Oberkircher Ehrenbürgers, sondern
auch alltägliche Dinge wie Nahrung oder Kleidung beschrieben.
Wir erfahren aus den Dokumenten, womit sich Oberkircher
Kinder beschäftigt haben und wie es um die medizinische Versorgung
bestellt war. August Ganther entwirft in seinen Kindheitserinnerungen
das Bild eines Städtchens, in dem fast jeder
jeden kannte und in dem ein großer Teil der Bürger einem
Handwerk nachging, darunter auch fast vergessene Berufszweige
wie die Gerberei. Tätigkeiten wie das Wäschewaschen oder
Tuchbleichen am Mühlbach werden in Erinnerungen gerufen.

In diesem Sinne soll August Ganther noch einmal zu Wort
kommen. Er erwähnt in seinen Aufzeichnungen die obere
Tuchbleiche. Diese lag am Mühlbach auf einem Gelände zwischen
der heutigen Josef-Geldreich-Straße und der Papierfabrik
Koehler. Dort wurde die Wäsche in der Sonne ausgelegt und
mit Wasser aus dem Bach befeuchtet - eine Tätigkeit, die auch
der junge August Ganther übernahm. Eines Tages habe sich an
der Tuchbleiche eine tragische Szene abgespielt: „Tuchbleichers
hatten einen schönen, weißen Spitzhund. Die 187581 erbaute
Eisenbahn, die Appenweier mit Oppenau verband, führte an
der Tuchbleiche vorbei, und so oft ein Zug nahte, sprang der
Hund zum großen Vergnügen der Zuschauer, besonders des
Lokomotivführers, dicht vor der Lokomotive über die Gleise.
Einmal jedoch, ich hatte Gelegenheit, den Vorgang selbst mit
anzusehen, erwischte das Rad den Frechdachs und schnitt ihn
mittendurch. Links und rechts der Schienen lag eine Hälfte.
Armer Spitz!"82


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