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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 257
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0258
Jean-Paul Sartre und das Elsass

gleichnamigen Roman und zu seiner Autobiographie Les mots.
Lange galt dieses Tagebuch als verschollen. Erst seit 1983 liegt
unter dem Titel Carnets de la dröle de guerre (Aufzeichnungen aus
dem Sitzkrieg) eine Ausgabe von fünf wieder aufgetauchten
Heften vor. 1995 kam ein sechstes Heft dazu.

3. Der Besuch - Brumath Oktober 1939 bis April 1940

Brumath zählt zu den ältesten Ortschaften des Elsass, seit den
Kelten ist eine kontinuierliche Besiedlung nachweisbar. Im
19. Jahrhundert wurde sie von der Kunst und den Künstlern
entdeckt: 1863 fand in Bad Ems die Uraufführung der Operette
„Lieschen und Fritzchen" statt, deren Libretto Paul Bosselot
und deren Musik Jacques Offenbach verfasst hatte. Die beiden
Titelhelden sind Elsässer aus Brumath, die sich in Paris kennen
und lieben lernen. Sechs Jahre später wurde in Brumath
Gustave Stoskopf (1869-1944) geboren, der als Maler und Dramaturg
zu den Hauptakteuren der elsässischen Kulturszene
im frühen 20. Jahrhundert gehörte. Als Begründer des „Musee
alsacien" und Autor des „Theätre alsacien" (beides in Straßburg)
trug er wesentlich zur Renaissance der elsässichen Identität und
des Elsässischen als Literatursprache bei. Als Sartre zu Beginn
des Krieges nach Brumath kam, lebte der mittlerweile 70-jährige
Stoskopf dort noch immer. Doch die beiden scheinen sich
nicht wahrgenommen zu haben, zu unterschiedlich waren die
literarischen Sphären, in denen sie sich bewegten.

Und doch hatte Brumath damals etwas zugleich „ Operettenhaft
-Off enbachisches" und „Folkloristisch-Stoskopfisches'':
Hier ruhten sich die Soldaten vom Fronteinsatz aus, Theater,
Kino, Variete und nicht zuletzt die elsässische Küche sorgten für
willkommene Ablenkung. Der Tod schien weit weg zu sein (das
erste Todesopfer war am 8. November 1939 zu beklagen, weil
ein Soldat nachts in das Flüsschen Zorn gestolpert und ertrunken
war).

Gleich zweimal, vom 6. Oktober bis zum 5. Dezember 1939
und erneut vom 15. März bis zum 30. April 1940 waren Sartre
und sein Trupp hier stationiert, deutlich länger als in Marmou-
tier. Ihre erste Unterkunft war ein Klassenzimmer in der lokalen
Grundschule. In einem Brief an seine Geliebte Simone Jolivet
(genannt „Toulouse") berichtet Sartre davon:

Für mich hat der Krieg noch nicht begonnen. Und ich weiß nicht,
ob er je beginnen wird. Ich bin im Augenblick nur ein viel zu alter
Schüler in einem Grundschulzimmer, dessen Lehrer ein schwächlicher
und sehr höflicher Stabsfeldwebel ist. Du musstDir vorstel-


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