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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 274
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Klaus G. Kaufmann

sene, fahrende Händler, Juden, Quacksalber usw. Alle brachten
einen Anteil ihrer Sprache mit. Allen, die unterwegs waren, war
eines gemein: Selten war es möglich, allein auf legalem Wege
seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Also fürchtete man die
Obrigkeit jedweder Couleur. Um sich sprachlich zu verständigen
, sprach man ein Kauderwelsch, das „Jenisch". Dieses besteht
zum Teil aus sinnentstellten schwäbisch-alemannischen,
in anderen Regionen natürlich aus bayrischen, österreichischen
, englischen, französischen, schwizer-dütschen usw., aus
jiddisch-hebräischen, romanischen, etwas zigeunerischen, also
die Sprache der Sinti oder Roma, bzw. rotwelschen Sprachanteilen
. Das Rotwelsch gilt als eine Diebes- oder Gaunersprache.
Aus diesem Rotwelschen entstand wohl das Jenische. Durch
semantische Vergleiche kann man heute aufzeigen, welch weite
Verbreitung das „Jenische" hatte und welche Schnittmenge sich
in den aufgezählten Orten erhalten hat.

Aber die jenische Sprache ist älter als der dreißigjährige
Krieg. Schon Martin Luther (1483-1546) im „Liber vagatorum",
Sebastian Brant (1458-1521) in „Das narren schyff" und Johann
Michael Moscherosch (1601-1669) gegen Ende dieses unseligen
„dreißigjährigen" Krieges im „Soldaten-Leben" zitieren Worte
oder Verse aus dieser Sprache. Schon 1250 wurde das Wort „rot-
walsch" verwandt.

„Der Liber Vagatorum (dessen ursprüngliche Autorenschaft
nicht ganz sicher ist) ist eine Zusammenschau der Bettlertypen
und ihrer „Arbeitstechniken" in der frühen Neuzeit und war
dazu gedacht, dem des Lesens meist unkundigen einfachen
Volk vorgetragen zu werden. Seine große Auflage wurde durch
den Buchdruck mit beweglichen Lettern ermöglicht.

Der Liber Vagatorum besteht aus drei Teilen. Der dritte Teil
besteht aus einem „Vocabularius", einem Wörterbuch des Rotwelschen
. Das Vokabular stellt eine Mischung von Wörtern
verschiedener geheimer Gauner- und Vagabundensprachen dar.
Das „Rotwelsch" ist eine historische Konstruktion, das von den
Gegnern der Sprecher so angenommen wurde, jedoch einheitlich
nie existierte.

Das 1510 erstmals in Pforzheim herausgegebene Büchlein
(Liber vagatorum) wurde lange Zeit sowohl Pamphilus Gengenbach
, Sebastian Brant und anderen Schriftstellern dieser Zeit
zugeschrieben. Im Jahre 1450 wird das „Basler Rathsmandat
wider die Gilen und Lamen" veröffentlicht. In diesem wird
auch eine ausführliche Liste von Vokabeln des Rotwelschen
geliefert; Im Jahre 1528 veröffentlichte Martin Luther das Werk
unter dem Titel: Von der falschen Bettler und Büberei neu."2


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