Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
94. Jahresband.2014
Seite: 366
(PDF, 98 MB)
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366 Gernot Joerger

der Wald, in dem die Artillerie steht. Sie bekommt ab und zu
Beschuss aus der Festung. Wir legen vor dem Graben sogenannte
Wolfsgruben an und bauen leichte Unterstände für uns.
Unsere Deckung besteht aus Kieferästen und Sand. Wenn die
Mörser abschießen, rutscht der Sand auf uns herunter. Kochgeschirr
, Feldflaschenverschluss, leider auch Gewehr und Seitengewehr
bekommen vom Sand ab. Mit der Verpflegung hapert es
immer noch. Vor dem Graben liegen geleerte Fleischbüchsen.
Am Vorabend, am zweiten Tag, geht der Alte durch den Graben
. Er sieht die Büchsen. „Jeder zeigt mir seine eiserne Ration
vor!" Er hat nicht viel zu sehen bekommen. „Bande", schimpft
er. „Heute Nacht kommt dafür die Feldküche nicht", droht er
an. „Ich werde mir die Herrschaften schon kaufen!" schimpft
er. Naja, die Feldküche ist dann doch gekommen, und es hat
uns trotzdem geschmeckt.

Einmal in einer dieser Nächte gab es bei uns eine Schießerei.
Eine Patrouille der Vierten, die rechts vor uns lag, ist auf den
Russki gestoßen, wurde von diesem verfolgt und als die Russen
in unseren Schussbereich kamen, gingen die Gewehre der Vierten
los, danach auch die unsrigen. Zuerst wurde noch „Aufpflanzen
" und „Entladen" befohlen. Aber ans Entladen dachte
niemand. Neben mir will ein Kamerad aufpflanzen. Der Sand
in den Rillen bereitet ihm Schwierigkeiten. Er stößt das Gewehr
, den Daumen über der Mündung, auf den Boden. Der
Schuss geht los, der Daumen ist weg. Später habe ich diesen
Kameraden in Schierke im Harz im Lazarett wiedergesehen.

Ein Russenflieger kreist über uns

Nach etwa vier Tagen wurden wir wieder abgelöst, schliefen im
Wald in Erdhütten, die trocken und warm waren. Bei Tagesanbruch
räumten wir unsere Hütten. Die Kompanien lagerten
sich ein paar 100 m hinter dem Wald. Gegen Mittag kreist ein
Russenflieger über dem Wald. Einer unserer Leutnants hat eine
gute Nase, lässt uns ein paar 100m nach rechts wechseln. Das
war unser Glück. Dorthin, wo wir vorher lagerten, setzten die
Russen ein paar „Kohlenkasten".

Die Sonne scheint schon etwas wärmer und das freut uns.
Noch mehr aber freuen wir uns, dass wir nun zum ersten Mal
Löhnung bekommen und das gleich für ein paar Dekaden.
Und wir freuen uns, dass da ein Marketender ist, der in seinem
Planwagen allerhand Schätze hat, die er verkaufen möchte.
Wieder einmal wünschen wir unseren Alten zum Kuckuck.
Während der Hauptmann der „Vierten" gleich im Großen einkauft
, denn es fehlt dem Marketender an Kleingeld, kümmert


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