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Vor 100 Jahren
Aus der großen Zahl von Ausstellungen, die sich europaweit zur 100.
Wiederkehr des Kriegsbeginns von 1914 mit dem Thema befassten, sei
besonders diese Ausstellung herausgehoben: „Die ersten Europäer. Habsburger
und andere Juden - eine Welt vor 1914." Vom 25. März bis
5. Oktober 2014 war im Jüdischen Museum Hohenems (Österreich) diese
Ausstellung zu sehen. Aus dem Ausstellungstext: Hundert Jahre nach
dem Beginn des Ersten Weltkriegs steckt Europa erneut in einer tiefen
Krise. Das Jüdische Museum Hohenems blickt zurück in die Lebenswelt
der „Habsburger Juden" und erzählt von ihren Erfahrungen, ihren transnationalen
Netzwerken, ihrer Mobilität, ihren Hoffnungen auf eine europäische
Einigung und ihren Illusionen über das Habsburger „Vielvöl-
kerreich". Die Ausstellung präsentiert kostbare Leihgaben aus Museen
und Sammlungen in Europa und den USA - und erzählt von Kaufleuten
und Lastenträgern, Erfindern und verkauften Bräuten, Künstlern und
Salondamen, Hausierern und Gelehrten, Spionen und Patrioten. So entfaltet
die Schau das Panorama eines untergegangenen Reiches, vom
späten Mittelalter bis 1914. Am Ende existierten mehr als 400 jüdische
Gemeinden auf dem Gebiet der Habsburger Doppelmonarchie, in denen
sich die ganze Vielfalt des Reiches widerspiegelte. Lange Zeit war Hohenems
freilich die einzige öffentlich anerkannte jüdische Gemeinde auf
dem Gebiet des heutigen Österreichs westlich des Burgenlandes geblieben
, bevor das Staatsgrundgesetz 1867 Juden den Eintritt in die Gesellschaft
eröffnen sollte - und der moderne Antisemitismus zur neuen
Heilslehre Europas wurde. Juden gehörten in dieser Welt vor 1914 zu den
aktivsten Mittlern zwischen den Kulturen und Regionen. Ihre Mobilität
und ihre grenzüberschreitenden Beziehungen machten sie zum dynamischen
Element der europäischen Entwicklung. Die Angehörigen dieser
Gemeinden waren alles andere als homogen. Sie bestanden aus Monarchisten
und Revolutionären, aus Chassidim und Maskilim, Frommen
und Aufgeklärten, ländlichen und Urbanen Juden, Armen und Reichen,
Traditionalisten und Kämpfern für Gleichheit und Recht, Feministinnen
und Utopisten. Aber sie alle hatten einen europäischen Horizont. In
ihren Lebensgeschichten und in den Objekten, die sie hinterlassen
haben, verdichten sich alle Aspekte einer vergangenen und enttäuschten
, missbrauchten, aber immer noch lebendigen europäischen Hoffnung
, hundert Jahre nach dem Beginn des „europäischen Bürgerkriegs".
Zur Ausstellung ist ein deutsch- und ein englischsprachiger Katalog
mit Essays und Objektgeschichten erschienen: Hg. Felicitas Heimann-
Jelinek und Michaela Feurstein-Prasser: „Die ersten Europäer. Habsburger
und andere Juden - eine Welt vor 1914". Mandelbaum Verlag: Wien 2014,
200 Seiten.
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