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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 404
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404 Kurt Hochstuhl

aus dessen Feldpostbriefen veröffentlichte. Sehr zum Verdruss
von Brandel, der sich allzu intime Einblicke der Öffentlichkeit
in sein Seelenleben verbat: „Es ist für mich das Allerpein-
lichste, meine innersten Empfindungen aller Öffentlichkeit
zum Fraß vorgeworfen zu sehen", so Brandel am 15. März 1916
an seinen Vater.18

Sein Regiment war an vielen Brennpunkten der Westfront
eingesetzt: 1914 an der Marne, 1915 im Stellungskrieg der
Westfront, 1916 bei den Massenschlachten vor Verdun, an der
Aisne und der Somme.

Weitere Verwundungen waren die Folge. Im Frühjahr 1916
erwischte es ihn bei Nesle (Departement Somme). Mehrere
Wochen wurde er vor Ort von einer französischen Familie liebevoll
gepflegt, ehe er transportfähig war und zur vollständigen
Genesung nach Offenburg kam. Über befreundete Militärkameraden
gelangte diese Nachricht an Marie Geck, die allen
Konventionen und Postbeschränkungen zum Trotz Kontakt
mit Josephine Dubus aufnahm, um sich bei ihr für diese große
menschliche Geste zu bedanken.19 Daraus entstand eine kurze,
aber umso bemerkenswertere Korrespondenz, die nicht zu Unrecht
bei der späteren Ordnung des Nachlasses von Adolf Geck
mit der Rubrik „Dokumente der Menschlichkeit" versehen
wurde. Außergewöhnlich, weil sich zwei Mütter befeindeter
Nationen über die Fronten hinweg über diesen schrecklichen
Krieg austauschten, außergewöhnlich auch, weil Marie Geck
später als Vermittlerin zwischen der französischen Familie und
deren in Celle als Kriegsgefangenem inhaftierten Schwiegersohn
diente. Einig waren sich Josephine Dubus und Marie
Geck in ihrer Hoffnung auf Frieden: „Je souhaits enfin dans
une pensee commune qu'une paix bien factrice mettra bientöt
fin ä cette longue guerre", so Josephine am 3. September 1916.
Marie daraufhin am 3. Oktober: „Un jour eile finira cette terri-
ble guerre et dans les pays steriles, dans les villes et villetes
tristes et abandonnees regnera la paix et des hommes unis en
fraternite. C'est mon foi [sie!]. Ainsi soit-il!" Und Mere Josephine
am 2. November desselben Jahres: „II est temp que cette
triste et horrible guerre prenne fin et que la Paix vienne mettre
treve ä cet horrible cauchemar qui desole et endeuille tant de
familles de l'Europe entiere."20

Die Sehnsucht nach einem Ende des Krieges bemächtigte
sich auch zunehmend des jungen Leutnants Brandel Geck. Die
Verdrängungsmechanismen, mit denen er sich einige Zeit
gleichsam immunisiert hatte gegen das schreckliche Blutbad
um ihn herum, begannen ihre Wirksamkeit einzubüßen. Aus
Verdun schrieb er 1916 an seine Mutter: „Nun liegen wieder


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