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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0030
Die architektonische Gestalt der ehemaligen Kloster-Kirche der Zisterzienserinnen
von Wonnental bei Kenzingen.

Der vorliegenden Rekonstruktion der Gestalt der Klosterkirche Wonnental, welche 1807/08 abgebrochen
wurde, liegen ein Vermessungsplan des Klosterareals und seiner Gebäude von 1870, die
präzise Darstellung des Klosterkomplexes mit der Kirche auf einem Gemälde des 17. Jh. und die
kunstgeschichtlich geklärten Grundrisse, Längs- und Querschnitte, sowie die Bauformen der Zisterzienser
-Nonnenklöster des Bistums Konstanz, die für die Zeit von 1250 - 1330 als Vorbild gedient
haben können, zugrunde. Ebenso diente die kunstgeschichtliche Literatur über die Kirchenbaukunst
der Zisterzienser als Hilfe bei der Lösung von Fragen, hauptsächlich in Bezug auf den
Gesamtplan, der in einem späteren Beitrag über die Klosteranlage und ihre Oekonomie zur Sprache
kommt.

Der Verfasser dieses Beitrages beschäftigt sich mit der Kunstgeschichte des Mittelalters, insbesondere
der Früh- und Hochgotik im alpenländischen und südwestdeutschen Raum. Er glaubt daher,
aus dem Schatz des Wissens und Forschens wesentlich Neues zur Geschichte der Frühzeit des
Klosters Wonnental beitragen zu können. Es müssen noch einige Fragen unbeantwortet oder aber
als Vermutung mit hohem Wahrscheinlichkeitsgrad stehen bleiben, da sie nur durch Grunduntersuchungen
zu lösen wären, andererseits sind durch den verständnislosen Abbruch wichtige Zeugen
der Architekturplastik verschollen. Da das heutige Strassen-Niveau mindestens einen Meter
über dem Plattenboden der ehemaligen Kirche liegt (Nachweis folgt), ist mit einiger Gewissheit zu
vermuten, daß sowohl dieser Plattenboden im Schiff und Chor seinerzeit „unangetastet" geblieben
ist, daß auch noch ein den Grundriss aufzeigender Rest von Mauern in der Erde steckt, ferner,
daß die Chorgewölbesteine und Rippen nur einfach heruntergehauen wurden, an Ort und Stelle
liegen blieben, als Material von geringem Wiederverwendungswert zur Auffüllung der Terrains
benutzt worden sind. Rippen waren kaum anderswie zu gebrauchen, daß sie vorhanden waren, ist
bei einem hohen Gewölbe über eingezogenem Chor zu Ende des 13. Jh. sicher. Nach Erfahrungen
beim Abbruch andernorts liegen innerhalb der ehemaligen Klosterkirche noch ein paar interessante
Relikte in der Erde.

Neben exakt profilierten Rippenstücken und einem wohl kunstvoll gestalteten Schlußstein, der
kopfvoran auf die Fliesen im Chor gestürzt und dabei zerschellt sein muß, sind im Schutt noch
Fragmente der Fensterverglasung, ornamentierte Glasstücke, sind sicherlich Tonfliesen, welche
ebenfalls reizvoll ornamentiert waren, sind nicht zuletzt noch einfache Grabplatten aus Sandstein
von Stiftern unter Schutt begraben, zu finden. -

Da im Falle Wonnental Bauskulptur mangelt, vor allem die ein Gewölbe bestimmenden Rippen-
bogensegmente fehlen, ist ein ganzheitliches inneres Gestaltungsbild der Kirche von daher nicht
zu geben. Es ist aber doch ein nicht viel weniger gewisses Erscheinungsbild von den streng festgelegten
zisterziensischen Bauformen des mittleren 13. bis frühen 14. Jahrhunderts, abzuleiten.
Dabei kommen die Vorstellungen der erfahrenen Werkmeister jener Männerklöster in Betracht für
die Baugestaltung der Frauenklöster, denen diese unterstellt waren, denn ihnen war aufgetragen
mit ihren Bautrupps nach der Ordensregel und bestimmten Bauvorschriften, den örtlichen Verhältnissen
entsprechend, die Nonnenklöster zu konzipieren und zu bauen. Der Bautrupp des
nahen Klosters Tennenbach hat Wonnental erbaut, dies ist auch ohne ein Steinmetzzeichen oder
eine Urkunde vorweisen zu können, sicher. Damit ist noch nicht gesagt, daß auch der für das Konzept
verantwortliche Architekt von Tennenbach kam oder dem Orden der Zisterzienser angehörte.
Sicher ist nur, daß er dem Orden nahestand und seine Kunstauffassung voll beherrschte. Er war
vom Mutterkloster bestellt und beauftragt. Es war dies für Tennenbach wie für Wonnental das berühmte
Salem am Bodensee. Dieses große Kloster übte auf seine Filiationen einen geistreichen,
aber nicht weniger bestimmenden Einfluß aus; es hatte zu jener Zeit die weitaus beste Bauhütte
unter allen Klöstern des Bistums Konstanz, mit einer großen Zahl von tüchtigen Steinmetzen,
doch diese waren mit dem Bau ihrer 1279 begonnenen, in vorbildlicher Hochgotik aufgeführten

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