Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
7. und 8. Jahrgang.1987/1988
Seite: 91
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1988-7-8/0093
Die Burg Lichteneck vom 30jährigen Krieg bis zu ihrem Untergang;
Literarische Zeugnisse

Im vorhergehenden Beitrag über die Grafen von Tübingen wurde der zeitliche Rahmen abgesteckt
, in dem sich das Geschick der Burg vollzog. Im folgenden sollen nun anhand von
Quellen und anderen schriftlichen Zeugnissen diese Geschehnisse so verdeutlicht werden,
daß sich der Leser gewissermaßen selbst ein Bild von jenen Tagen des 17. Jahrhunderts machen
kann.

Während der ersten 15 Jahre des 30jährigen Krieges (1618 bis 1648) blieb der Breisgau von
eigentlichen Kriegsereignissen weitgehend verschont, wenngleich auch die zwei Festungen
Hochburg von der badischen Herrschaft und Lichteneck von der Tübinger Tradition her
eher der protestantischen als der katholischen Seite verbunden waren. Erst das Eintreten
der Schweden in den Krieg und ihr Expansionsstreben, das auch nach König Gustav Adolfs
Tod bei Lützen (November 1632) anhielt und später zu einem die Zukunft des Oberrheingebietes
bestimmenden schwedisch-französischen Bündnis führte, sah die antikaiserlichen
Truppen unter dem schwedischen General Horn, später unter dem Rheingrafen Otto Ludwig
, im Breisgau und im Elsaß. Am 29. Dezember 1632 eroberte Horn Freiburg.
Nachrichten über die schwedischen Pläne hörte man seit September 1631; Berichte und Zusammenkünfte
von Schweden und Sachsen mit dem Herzog von Württemberg und dem
protestantischen Markgrafen Friedrich von Baden-Durlach und die Instandsetzung der Festung
Hochburg alarmierten das Österreichische Kaiserhaus. Der kaiserliche Obrist und
Generalkommisar Rudolf von Ossa wurde ins Vorderösterreichische entsandt. Um Breisach
zu schützen ließ er u.a. Kenzingen befestigen und verhandelte am 26. Februar 1632
mit Gräfin Anastasia von Tübingen-Lichteneck, auf Lichteneck eine Besatzung von 80
Mann aufzunehmen. Das war eine relativ große Mannschaftsstärke für eine «mittelalterliche
Burg«: Für uns wird dadurch deutlich, daß Lichteneck offenbar seit dem 16. Jahrhundert
zu einer umfänglicheren Festung aufgebaut worden war, für deren Befestigungswerke
man eben 80 Mann (mit Infrastruktur wie Fourage usw.) benötigte. In dieser Zeit wurde
im Breisgau auch eine Art Landmiliz aus Bürgern oder eher Bauern aufgestellt, und spätere
Ereignisse zeigen, daß diese kriegsungewohnten Landleute offenbar auch große Teile der
Verteidigungsmannschaft für Lichteneck ausmachten.

Uneinigkeit unter den kaiserlichen Führern und Kompetenzgerangel zwischen Montecuco-
li, dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden-Baden und Oberst Ossa, dazu die
zunehmende militärische Unfähigkeit der Kaiserlichen, des weiteren der Tod Erzherzog Leopolds
am 13. September 1632 und der Übergang der Herrschaft an seine Gemahlin Claudia
, führten schließlich zur Flucht der vorderösterreichischen Regierung von Ensisheim
nach Beifort im November 1632 und zum Verlust wesentlicher Positionen im Raum Breisach
. Auf dem Wege zur Eroberung Breisachs zwangen die Schweden Endingen am 18. Dezember
, Kenzingen am 19. Dezember 1632 zur Kapitulation. Flankierend dazu ließ Horn
im Anschluß Lichteneck erobern; am 29. Dezember fiel Freiburg. Die folgenden Aktionen
zeigen, daß Lichteneck eine für das Kriegsgeschehen nicht unerhebliche Festung geblieben
war.

Der kaiserliche General Aldringer nahm die Burg 1633 im Handstreich den Schweden wieder
ab, wobei der spätere tapfere Verteidiger Freiburgs von 1638, Aescher von Büningen,
mitgeholfen haben dürfte. Um den 5. November 1633 ließ Horn die Festung durch Hubald
zurückerobern, und wir erfahren auch hier von «Vorwerken«, d.h. also einer festungsartigen
Umwallung der Burg. Aescher selbst hat am 28. Dezember 1633 von Breisach aus
die Burg wieder an die Kaiserlichen gebracht, wodurch die strategische Bedeutung der
Lichteneck als Vorposten Breisachs erneut bestätigt wird.

Der die Burg kommandierende Leutnant aus den Truppen des Freiburger Kommandanten
Kanoffsky - ein Württemberger in schwedischen Diensten - hatte sich dabei nach kurzer
Gegenwehr ergeben. Beim Weiterziehen gegen Kenzingen geriet Aescher aber in eine Falle
des Rheingrafen Otto Ludwig, vor dem er nach Endingen retirierte. Zur Charakterisierung

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