Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
16. Jahrgang.1996
Seite: 5
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1996-16/0007
Weinbau, Weinhandel und Weinkonsum in und um die Stadt
Kenzingen bis zum ausgehenden Mittelalter

von Jürgen Treffeisen
Anfänge

Der Weinbau um Kenzingen1 besitzt eine lange Tradition, die nachweislich bis in das frühe
Mittelalter zurückreicht. Schon die erste schriftliche Erwähnung Kenzingens im Jahr 772 beinhaltet
Hinweise auf den Weinbau: zu den damals dem Kloster Lorsch überlassenen Gütern
gehörten auch Weingärten2. Ein gewisser Eckehard, der vermutlich dem freien Stand angehörte
und über Besitz in mehreren Orten verfügte, schenkte seine umfangreichen Güter in der Ken-
zinger Gemarkung diesem Kloster. Hierzu zählten neben Gesinde, Wald, Wiesen, Gebäuden
und Wasserrechten eben auch Weingärten. Obwohl sich viele derartige Aufzählungen in den
Urkunden jener Zeit in lateinischer Sprache fast stereotyp wiederholen, so fällt doch auf, daß
Weingärten nur in denjenigen Gebieten in Dokumenten erscheinen, in denen die klimatischen
Bedingungen den Weinbau auch tatsächlich zuließen. Die Nennung der Weingärten in der
Gemarkung Kenzingen ist daher ein sicherer Beleg für Kenzinger Weinbau im 8. Jahrhundert1.
Das Kloster Lorsch, das am westlichen Rand des Odenwaldes im nördlichen oberrheinischen
Tiefland gelegen war, erhielt von selbstbewirtschafteten und verpachteten, im ganzen Oberrheingebiet
verstreut liegenden Gütern Abgaben, die damals nicht in Geld sondern fast ausschließlich
in Naturalien bezahlt wurden. Diese mußten auf gefährlichem und beschwerlichem
Weg auf dem Rhein transportiert werden. Berücksichtigt man die große räumliche Entfernung
zwischen Kenzingen und Lorsch sowie die überaus schlechten Transportmöglichkeiten im Mittelalter
, so wird deutlich, daß wohl nur Wein aus solch großen Entfernungen transportiert
wurde. Nur in Notzeiten lohnte sich auch die Lieferung von Getreide und anderen landwirtschaftlichen
Produkten. Denn der Wein war damals ein begehrtes Getränk, das zum Teil lukrative
Gewinne beim Verkauf abwarf. Sein Konsum übertraf den heutigen deutlich, zumal es
damals kaum Alternativen gab. Bei Wasser bestand immer die Gefahr von Infektionen aufgrund
mangelnder Sauberkeit im Bereich der Trinkwasserbrunnen. Das Mittelalter kann man
geradezu als Epoche beschreiben, in der sich der Weinbau über weite Teile Deutschlands ausbreitete
und als wichtigste Sonderkultur in seinen Produktionsformen ausgebildet und geformt
wurde. Zum Teil war der Weinbau auch in klimatisch weniger begünstigte Anbaugebiete übertragen
worden, aus denen er heute völlig verschwunden ist. Außer in Kenzingen ist für die Zeit
um 800 weiterer Rebbesitz der Abtei Lorsch im Breisgau festzustellen. Die Verbreitung des
Weinbaus in unserer Region für das Frühe Mittelalter ist somit durch die schriftliche Überlieferung
des Klosters belegt. Darüber hinaus dokumentiert die Schenkung Eckehards eine der
ersten Erwähnung des breisgauischen Weinbaus überhaupt.

Im Mittelalter unterschied man die verschiedenen Weine zunächst nach Herkunftsort und Farbe
(Rot- und Weißwein). Daneben wurde zudem in gewöhnlichen und Edelwein differenziert. Im
nördlichen Breisgau bezahlte man die Abgaben überwiegend mit gewöhnlichem („hünschem")
Wein. Zumeist wurden keine konkreten Angaben über die Qualität des Weines gemacht, wobei
es sich dann um gewöhnlichen Wein handelte. Daneben findet man wesentlich seltener Edelwein
belegt. Höchste Qualität war eigentlich nur mit Weißwein zu erreichen4.
Der Wein wurde zum großen Teil zum Eigenverzehr genutzt. Dies galt besonders für die Besitzer
und Pächter kleinerer Parzellen, deren Erträge für den Verkauf nicht ausreichten.

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