Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
24. und 25. Jahrgang.2004/2005
Seite: 121
(PDF, 30 MB)
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Art der Fertigung: Rüstungsbetrieb (Zünderteile p.p.)

Die Räume enthalten neben den erforderlichen Maschinen viele Fertigwaren (z.Zt. in

Holzkisten verpackt) Holz und Packmaterialien."
Zur Verbesserung des Werkschutzes wurde ein Betonunterstand für 80 bis 100 Personen geplant.
Dagegen wehrte sich am 29. Mai 1944 Hermann Probst im Namen von Weingut und Rebschulen
und schrieb an das Bürgermeisteramt: „Herr Bürgermeister teilte mir heute mündlich mit, daß
das Rüstungswerk Kaiser hier beabsichtigt, auf dem Grundstück Gewann Schnellbruck, auf dem
ich dieses Jahr 45 000 Stück Pfropfreben eingeschult habe und [das] in unmittelbarer Nähe des
Rüstungswerkes Kaiser liegt, einen Fliegerschutzbunker zu bauen [...]299

32 Spekulationen

Die auffallende Tatsache, dass bei all den zahlreichen und schweren Luftangriffen, die Ken-
zingen über sich ergehen lassen musste, nie die Firma Kaiser-Apparate-Bau auch nur
ansatzweise als Ziel diente, obwohl es kein Geheimnis war, dass dort Kriegsgüter hergestellt
wurden, war wohl der Hauptgrund für immer wieder auftauchende Vermutungen, dass
Verbindungen bestanden zwischen Cabanis oder seinen Kameraden und einem französischen
Geheimdienst, der versteckt aktiven Widerstand gegen die Deutschen leistete. Wurde Kaiser-
Apparate-Bau nie angegriffen, weil man das Leben der eigenen Leute schonen und wichtige
Verbindungsleute nicht in Gefahr bringen wollte? (An der Bahnstrecke, wo heute bei der Handelsschule
die Siedlerhäuser stehen, lag die „Rami", vor dem Krieg eine Zwirnfabrik. Sie
wurde bombardiert, von Tieffliegern unter Beschuss genommen und geriet in Brand. In der
„Rami" arbeiteten Russen und Mädchen aus Polen.)

Ein Zeitzeuge war sich sicher, dass Jose über Wissen verfügte, das nur Eingeweihte besitzen
konnten, und als Beweis führte er die folgende Begebenheit an: Am 1. September 1944 wurden
die männlichen Jugendlichen der Jahrgänge 1928 bis 1931 für drei Wochen zu Schanzarbeiten
in die Gegend von St. Die in Frankreich eingezogen. Ein Zug, der sie zu ihrer Einsatzstelle
bringen sollte, stand im Bahnhof Kenzingen. Der Abschied war tränenreich, weil
viele der Mütter ernste Gefahren für ihre Söhne befürchteten. Auch der ebenfalls anwesende
Vater des Zeitzeugen äußerte sich skeptisch über das zukünftige Los der Abschiednehmenden.
Das hörte zufällig der dabeistehende Jose und er erwiderte: „Machen Sie sich keine Sorgen, sie
werden alle wieder heil zurückkommen." War sein Satz nur als Trost für die bekümmerten
Menschen gemeint, oder wusste Cabanis mehr als die anderen? Jedenfalls traf seine
Prophezeiung ein.

Ein weiterer Zeitzeuge berichtete von einer seltsamen Beobachtung, die ein befreundeter Zahnarzt
aus Herbolzheim auf der Schlosshofwiese, einem etwa 14 Hektar großen Gelände mitten
im Wald, nahe der Hecklinger Burg machte: Auf einem der dort verteilten Hochsitze für Jäger
wartete der Arzt auf Wild, als unversehens ein zweimotoriges Flugzeug ganz nieder durch die
Schneise heranflog und zwei Fallschirmspringer absetzte. Halb im Mondschein, halb im Nebel
konnte er beobachten, wie die beiden ihre Fallschirme fast unter seinem Hochsitz vergruben,
dann eine MP und ein Funkgerät schulterten und spurlos verschwanden. Es sei zu vermuten,
dass sie mit ihren Landsleuten und über Funk mit Frankreich Verbindung aufnahmen.
Bei einem anderen, gescheiterten Vorfall sei ein Flugzeug, ein langsamer Aufklärer, am hellichten
Tag auf den Wiesen beim Bahnhof gelandet, und ein deutscher Offizier in Luftwaffenuniform
, ein Hauptmann oder Major, sei ausgestiegen und geradewegs in das Bahnhofsgebäude
gegangen. Einem Kenzinger Hilfswärter, der dort Dienst tat, sei die Uniform nicht korrekt
vorgekommen, so dass er den Bahnhofsvorstand alarmierte. Dieser, ein altgedienter Soldat
, habe die Uniform sofort als falsch erkannt und den Fremden mit seiner Maschinenpistole
gestellt.

Archiv Kenzingen, Militär- und Kriegssachen (Spezialia), Fas 3 157.-166., Akte 157.

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