Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
26. und 27. Jahrgang.2006/2007
Seite: 148
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0150
Innerhalb von Hausnummer 21, genau an der Stelle, wo das hohe Satteldach unvermittelt
endet, findet sich im Erdgeschoss eine Querwand mit einem rundbogigen Durchgang. Er ist auf
seiner Westseite am Scheitel mit den Wappen des Klosters und der Äbtissin Anastasia von Reischach
(1521-1541) sowie der Jahreszahl 1532 geziert. Diese Querwand trennte früher vermutlich
den östlich gelegenen Teil der Kirche mit dem Altarraum vom westlichen Teil, dem
„Conventfrauen Chor"21, wo die Klosterfrauen an Gottesdiensten und Chorgebeten teilnahmen
. Die Befunde in diesem Bereich lassen nicht erkennen, ob das Gestühl zu ebener Erde oder
auf einer Empore aufgestellt war, und auch nicht, was sich im Raum unter dieser Empore
befunden hätte. Unsicher ist auch, ob eine in diesen Bereich vom Innenhof hereinführende Türöffnung
mit Wappen und Jahreszahl 1575 tatsächlich um diese Zeit hier eingefügt worden ist
oder erst in jüngster Zeit von anderer Stelle hierher versetzt wurde.

In der Klosterchronik schildert Konrad Burger, dass unter der im Jahr 1600 erwählten Äbtissin
Barbara Weishärin von Waldkirch ,, ist gebauwt und gemacht worden der heiler, welcher zuvor
die ausser Kürche gewese und die Kornshüttin darob"22. Passend dazu konnte das Deckengebälk
über dem Erdgeschoss, das heute noch durchgehend von der früheren Westfassade bis zur
Querwand mit dem wappengezierten Rundbogen verläuft, dendrochronologisch ins Jahr 1603
datiert werden2'. Passend dazu ist über dem rundbogigen Kellerzugang in Hausnummer 23 die
Jahreszahl 1603 zu lesen. Das Gewände sitzt hier jedoch nicht an seiner ursprünglichen Stelle,
sondern hat knapp links der heutigen, inschriftlich 1832 datierten Eingangstür gelegen, wo sich
noch der Rest der zugehörigen Türnische findet. Auch auf dem Vogelschaugemälde von 1753
ist eine Rundbogentür an dieser Stelle wiederzufinden, oberhalb der in der Dachfläche ein
Zwerchhaus dargestellt ist, das sicherlich zum Hochziehen von Lagergut gedient hat.

Beim Umbau von Hausnummer 23 wurde im ersten Obergeschoss eine Fenstersäule freigelegt,
die einst zwischen zwei nebeneinander liegenden Fensteröffnungen platziert und ein typisches
Merkmal für einen großen Wohnraum war. Zu vermuten wäre in diesem Geschoss eine Verwalterwohnung
, eine Amtsstube oder eine räumliche Erweiterung der Abtei. Das Korn dürfte
im zweiten Obergeschoss und im Dachraum gelagert worden sein.

Auf der Seite zum Innenhof verlief im Erdgeschoss entlang des Nordflügels ein vorgelagerter
Gang, der die hofseitigen Flure von Ost- und Westflügel miteinander verband. Eine Erneuerung
desselben im Jahr 1658 hat in der Klosterchronik Erwähnung gefunden24. Er war anfangs möglicherweise
nur als einfache, offene Holzkonstruktion mit einem auf eingemauerten Konsolsteinen
gelagerten Pultdach konzipiert, erhielt später aber eine gemauerte Außenwand mit einer
regelmäßigen Folge von Fensteröffnungen.

Im 18. Jahrhundert wurde durch Einbau neuer Fensteröffnungen in regelmäßiger, axialer
Anordnung die Fassade dem Erscheinungsbild der übrigen Anlage angepasst. Auch die Räumlichkeiten
wurden damals neu ausgestattet und vermutlich weitere Räume im zweiten Obergeschoss
eingerichtet. In einer 1806 aufgestellten Beschreibung der Baulichkeiten wurde der
ganze nördliche Teil des Gevierts, die Hausnummern 1, 23, 22 und teilweise 21 umfassend, als
„Abtey-Flügel" bezeichnet25.

Seit dem um 1603 erfolgten Umbau des westlichen Teils der Kirche zum Kornkasten lag der
verbliebene Kirchenraum östlich der Querwand mit dem wappengezierten Rundbogen. Ein
neues Eingangsportal wurde knapp westlich der Querwand so platziert, dass eben jener Rundbogen
den eigentlichen Eingang in den Kirchenraum bildete. Zusammen mit einem weiteren
Portal für den Friedhof wird das neue Eingangsportal in Verbindung mit der neuen Kornschütte
in der Klosterchronik erwähnt2'1. Nach der Aufhebung des Klosters 1806 wurde das neue Por-

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2007-26-27/0150