Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
32. und 33. Jahrgang.2012/2013
Seite: 186
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0188
Gründung bäuerlicher Interessenvertretungen und Selbsthilfeeinrichtungen

Seit 1885 gibt es für die Bauern hierzulande eine freie, demokratisch aufgebaute, sich selbst
verantwortliche berufsständisch-agrarpolitische Interessenvertretung: Der Badische Bauernverein
e.V., Sitz in Freiburg, Vorgängerorganisation des heutigen Badischen Landwirtschaftlichen
Hauptverbandes (BLHV) mit seinen Unterorganisationen, der Badischen Jungbauernschaft
und seinem Standesorgan „Badischer Bauer" (heute: „Badische Bauernzeitung"). Zu den
Gründen für ihren Aufbau zählen die oben schon beschriebene Notlage der Landwirtschaft, die
Ablösungsrenten und andere hohe Belastungen. Sie wurde zudem mit einer stark wachsenden
Konkurrenz ausländischer Erzeugnisse konfrontiert und hatte mit steigenden Erzeugungskosten
und fallenden Agrarpreisen zu kämpfen. Ihre Verschuldung wuchs enorm.

Das Ziel des Badischen Bauernvereins war es unter anderem, „ die Interessen der Landwirtschaft
zu wahren und auf die Erhaltung eines kräftigen Bauernstandes hinzuwirken ". Ein erstes
Zusammentreffen von Landwirten kann am 19. Februar 1885 in Ettenheim festgehalten werden
. Bereits 1892 zählte der Verein 11 000 Mitglieder, 1910, zu seinem 25-jährigen Jubiläum,
bereits 70 000 Mitglieder. Mitte der 20er-Jahre waren es dann 126 000 Mitglieder. Was könnte
die Aktivitäten in der Auf bauphase besser begreiflich machen, als Schlaglichter auf die Bauernzeitung
zu werfen? Welche Grundlinien gab es?

1885: Die Bauern erstrebten eine Verbesserung ihrer Lage. Um sich Gehör zu verschaffen,
mussten sie eine Organisation haben. Es galt, wie ein Gründer ausführte, dem schwer bedrängten
Bauernstande einige Hilfen zu bringen, welche aber aus der eigenen Kraft dieses Standes
durch Vereinigung der Einzelnen durch gemeinsames Zusammenhalten hervorgehen müssten

[-]•

Die Landtage setzten sich größtenteils aus Beamten und wohlhabenden Stadtbürgern zusammen
. Die Städter wurden bei der Wahl bevorzugt und überdies war diese Art zu arbeiten für
einen Nicht-Akademiker, wenn er Abgeordneter wurde, lange Zeit kaum recht möglich. So
wurden Gesetze und Verordnungen ohne hinreichende Berücksichtigung der Bedürfnisse der
Bauern verabschiedet, selbst wenn sie die wertvollsten Verhältnisse des Landmannes - Güterrecht
, Erb- und Eherecht, Feldwirtschaft, Allmend - betrafen.

12. Juli 1885: Die konstituierende Versammlung des Mittelbadischen Bauernvereins wurde
heute Nachmittag lA2 [Uhr] durch Hofbauer Pfaff aus Seelbach eröffnet. Durch allgemeine
Zustimmung wurde Hofbauer Pfaff zum Vorsitzenden gewählt. Das Amt des Schriftführers
übernahm Pfarrer Gerber aus Friesenheim [...]. [...] hierauf wurde Hofbauer Pfaff aus Seelbach
zum Vorsitzenden der alsbald beginnenden Generalversammlung gewählt und damit die
Sitzung geschlossen.

Der Badische Bauernverein nahm sich unter anderem folgender Fragen an: Erhöhung des Tabakzolls
, Einführung eines allgemeinen Hanfzolls, Zurückweisung des bevorstehenden Branntweinmonopols
und Berücksichtigung der Kleinbrenner beim Branntweinsteuergesetz. Erhöhung
der landwirtschaftlichen Schutzzölle, Ermäßigung der Steuern bei verhageltem Tabak,
freie Wahl der Bauern beim Ankauf von Zuchtfarren, Bezug von Laubstreu aus Gemeinde-
und Domänenwaldungen, Schutzzoll auf Hanf und Zichorie, Besteuerung von Kunstleinen,
Besteuerung der Weinberge, Sperrmaßregeln gegen Maul- und Klauenseuche, Schutzzölle und
Identitätsnachweis Reichsweinsteuer [...].

186


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2013-32-33/0188