Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 19
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in Deutschland konnten sie in Restaurants mit jugoslawischer Küche ihren Urlaubserinnerungen
frönen. Doch nicht nur im Gaststättenbereich waren „Jugos"
- wie man sie in Deutschland etwas despektierlich nannte - anzutreffen; vor allem
in der Industriearbeiterschaft waren jugoslawische Arbeitsmigranten als Kollegen
und Kolleginnen vertreten. Dem lag das Anwerbeabkommen der Bundesrepublik
Deutschland mit der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien für „Gastarbeiter
" von 1968 zugrunde. Damit ist ein weiterer Punkt genannt, der angesichts
des Arbeitskräftebedarfs der alten Bundesrepublik das Interesse von bundesdeutscher
Seite aus bedingte.

Ein Jahr vor der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Jugoslawien
und der Bundesrepublik wurde 1967 die erste Partnerschaft mit einer
kroatischen Stadt geschlossen, nämlich von der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt
Mainz mit Zagreb, der Hauptstadt der Sozialistischen (Teil-)Republik
Kroatien. Bald folgten die Partnerschaften Trier - Pula (1970/71) und Wirges/Westerwaldkreis
- Samobor (1974). In den 1970er Jahren bahnten sich auch Verbindungen
zwischen baden-württembergischen Kommunen und denen im heutigen
Kroatien liegenden an. Auch hier waren es Kommunen, in deren Firmen bereits
Arbeitskräfte aus dem heutigen Kroatien arbeiteten. Darüber hinaus suchten Betriebe
vor allem noch zusätzliche Mitarbeiter. Zudem hofften Firmen, in Kroatien
neue Märkte zu erschließen. So kamen bis 1990 die Partnerschaften Heidenheim
an der Brenz - Sisak (1988), Leonberg - Rovinj (1990) und die Freundschaft
Schramberg - Cakovec (1989) zustande.

Kommunale Partnerschaften mit dem östlichen und südöstlichen Europa waren
vor der politischen Wende bei weitem nicht so einfach möglich wie heute. Die
Partnerschaftsbewegung wurde von den Regierungen, vor allem von den kommunistischen
, aber auch der bundesdeutschen, kritisch gesehen. Bundesdeut-
scherseits wurde eine Art „kommunaler Außenpolitik"3 befürchtet, mit der die
Gegenseite zwischenstaatliche Vereinbarungen propagandistisch unterlaufen
könnte. Führer der deutschen Vertriebenen warnten davor, dass das an ihnen begangene
Unrecht unterschlagen würde. Darüber hinaus war die kommunistische
Seite recht empfindlich, was unkontrollierte Kontakte anbetraf. So berichtet ein
kroatischer Arbeitsmigrant, der die Freundschaft Schramberg - Cakovec mit auf
den Weg brachte, von einer Einladung ins jugoslawische Konsulat nach Freiburg,
wo er ausführlich nach dem Grund für die Städteverbindung und zu weiteren Details
befragt wurde4. Da jedoch Jugoslawien nie dem Warschauer Pakt angehörte,
maßgeblich die Bewegung der blockfreien Staaten mittrug, und es vor allem keine
wechselseitigen Gebietsansprüche gab, waren die Konflikte bei weiten nicht so
stark gegeben wie bei bundesdeutschen Verbindungen mit der DDR, Polen oder
der Tschechoslowakei.

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