Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 30
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Kommunale Verbindungen nach der Unabhängigkeit

Waren die bisher geschilderten Beziehungen schon vor der Unabhängigkeit entstanden
, so kamen danach weitere hinzu. Schon zuvor hatte sich die politische
Wende im östlichen Europa auch auf Jugoslawien ausgewirkt. Der Staat zerfiel
infolge der zahlreichen Nationalismen, deren Aktivierung und Instrumentalisierung
auch mit den regionalen ökonomischen Disparitäten zusammenhing. In den
Nachfolgestaaten gab es neben personellen Kontinuitäten vielerorts auch einen
Austausch des politischen und administrativen Personals. Damit ging eine wichtige
Kontinuität in den Freund- und Partnerschaften verloren. Verschärfend kam
hinzu, dass die bisherigen Beziehungen auf keiner breiten bürgerschaftlichen Basis
fußten. Es hatte zwar wechselseitige Treffen von Vereinen und Organisationen
gegeben, jedoch waren sie jugoslawischerseits „von oben" angeordnet, die Teilnehmer
ausgesucht und oft ihr Verhalten kontrolliert worden. Infolge der Kriege
gingen einige Beziehungen zu den ehemals jugoslawischen Städten ein, meistens
vegetierten sie jedoch dahin.

Im Falle der deutsch-kroatischen Verbindungen bewirkten die kriegerischen Auseinandersetzungen
und ihre Folgen zahlreiche Hilfen aus Deutschland, was nicht
nur zur Intensivierung bestehender Kontakte, sondern auch zum Aufbau neuer
Verbindungen führte. Zudem stieß ein etwaiges deutsches Interesse an Beziehungen
zum neuen Kroatien auf den ausgeprägten Wunsch, endlich zu Europa und
vor allem zu der EU zu gehören. Hinzu kam das Streben der neuen Offiziellen
nach Hilfe bei der Transformation von Politik und Wirtschaft.

Bei der Lieferung von Hilfsmaterialien nach Kroatien und der Aufnahme kroatischer
Kinder standen auch Kleinstädte nicht zurück, wie etwa das südbadische
Kenzingen. Hier sowie in anderen Orten des Landkreises Emmendingen wurden
im Frühjahr 1992 Kinder aus dem slawonischen Vinkovci aufgenommen. Die
Stadt lag ähnlich wie Osijek lange in einem der Hauptkampfgebiete, denn in der
Region wohnten zum einen viele Serben und zum anderen war Vinkovci ein wichtiger
Eisenbahnknotenpunkt. Im Krieg wurde nicht nur die Infrastruktur stark beschädigt
, vielmehr waren die Bewohner durch Bombardements der Stadt und das
Massaker bei Vukovar großen physischen und seelischen Belastungen ausgesetzt,
die besonders die Kinder betrafen. Allein Vinkovci zählte 450 Kriegstote. Noch
heute sind viele Flächen außerhalb der Stadt vermint und weitere Beeinträchtigungen
zu konstatieren.

Kurz vor Weihnachten 1991 hatten auf Initiative der SPD Parteien und verschiedene
Organisationen des Kreises Emmendingen beschlossen, jugoslawische Kinder
- unabhängig von der Nationalität - aus den Kriegsgebieten nach Deutschland

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