Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 187
(PDF, 66 MB)
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mit dem Kloster, auf ewige Zeiten geschenkt, was er an bebautem Land, Gesinde
, Wäldern, Wiesen, Reben, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie Gewässern
besaß. Die Urkunde (Abb. 3) erwähnt nicht nur die Namen des Schenkers und
des Beschenkten sowie Besitzungen, die ein Wohlhabender für seinen standesgemäßen
Lebenszuschnitt brauchte. Sie veranschaulicht auch, dass die Menschen
mit dem Christentum römische Kultur übernommen hatten; zu der gehören die
hohe Achtung des schriftlich festgehaltenen Rechts und die lateinische Sprache.
Das hatte weitreichende Folgen: Bis heute ist in unserem Land für Grundstücksverträge
die schriftliche Form zwingend vorgeschrieben. Und Latein war bis in
die 1960er-Jahre die Sprache der Liturgie, in der katholischen Kirche weltweit;
bis ins 19. Jahrhundert war es die Sprache der Gebildeten, in Deutschland und
Frankreich, in Kroatien und Spanien - um diese Länder stellvertretend für viele
zu nennen. Noch heute lernen Schülerinnen und Schüler im Kenzinger Gymnasium
Latein.

Als Buchreligion war das Christentum darauf angewiesen, dass von Generation
zu Generation Mädchen und Jungen in die Kunst des Lesens und Schreibens eingeführt
wurden. Das erfolgte lange Zeit vor allem in Klöstern. Doch schon im
Jahr 1242 begegnet in Kenzingen als Zeuge in einer Urkunde ein rector scolarum,
ein Schulrektor, einer von 19 angesehenen Männern; und 1355, gut 100 Jahre
nach der eigentlichen Stadtgründung, wird eine Schuol erwähnt, nach dem Zusammenhang
ein Schulgebäude, in dem Grundlagen höherer Bildung vermittelt
wurden. Auch wenn der Besuch der Schule noch lange Zeit den Kindern sozial
Bessergestellter vorbehalten war, ist eine solche Einrichtung in einem Dorf, bzw.
bald darauf in einer kleinen Stadt, höchst bemerkenswert.

Langfristig ebenso bedeutsam: Das Christentum hat wieder und wieder Bereiche
ausgebildet, die dem Zugriff der weltlichen Obrigkeit entzogen waren. So gab es
in und bei Kenzingen Bruderschaften und Zünfte, Prozessionen und Wallfahrten,
Frauen- und Männerklöster. Noch in der unseligen Zeit von 1933 bis 1945 hat die
Kirche auch in Kenzingen das Machtmonopol in Frage gestellt, das die Nationalsozialisten
erstrebten.

Schließlich blieb das Christentum, nachdem es in vielen Ländern und Völkern
Wurzeln geschlagen hatte, auf die ganze bewohnte Welt ausgerichtet. Das zeigte
sich etwa Ende 1146, als Bernhard, Abt des Klosters Clairvaux in Burgund, nach
Kenzingen kam. Bernhard, eine der einflussreichsten Gestalten des 12. Jahrhunderts
, rief zum Kreuzzug gegen die ,Ungläubigen' auf. Schlaglichtartig wird damit
deutlich, dass der Breisgau schon vor fast 1000 Jahren in die , Weltpolitik' eingebunden
war. Der Überlieferung nach hat Bernhard in Kenzingen einen Blinden
geheilt, woran ein Fenster in der Pfarrkirche erinnert (Abb. 4).

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