Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 212
(PDF, 66 MB)
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durchfüttern und endlich einmal Tag um Tag in frischer Luft herumtollen. Die
,Hitlerjugend' war anfangs freiwillig; doch schon 1933 wurden Organisationen
verboten, die ihr hätten Konkurrenz machen können, auch wenn sie weit älter als
die Jugend des Führers' waren. Dafür ließ die HJ Träume wahr werden: Jungen
lernten Funken, Motorrad- und Autofahren, Schießen, Segelfliegen und Segeln!
Und Mädchen durften ,auf Fahrt gehen', ohne von Erwachsenen behütet zu werden
!

All das und noch viel mehr diente auch der Vorbereitung des Krieges, erst recht
Disziplin und Uniformierung in der HJ. Wie ,echte' Soldaten trugen die Jungen
Koppel und Schulterriemen. Der menschenverachtende ,Dienst' umfasste Auf-
und Nachtmärsche, sadistisches ,Schleifen', Lager usf. Die Kenzinger Zeitung
schwärmt 1936 von einem Wochenende, bei dem ein Geländespiel in „die greulichste
Schlacht" übergegangen sei. Der Artikel schließt mit den Worten: „Ja, wir
sind die Braunen, / die Adolf Hitler liebt, / die braune Garde, die da stirbt und
sich nicht ergibt!"

Doppelbödig war mehr als eine Maßnahme. Familien war geholfen, wenn der
Ehemann endlich Arbeit hatte, Eltern und Kinder eine bezahlbare, gesunde
Wohnung fanden. Doch die Erfüllung solcher Sehnsucht war an Bedingungen
geknüpft: Man musste „erbgesund" sein, „reinblütig" (also weder geistig minderwertig
, noch Jude, noch Zigeuner noch ...), politisch zuverlässig, bereit zu
rückhaltlosem Einsatz für Partei und Staat (schon bald standen die Partei und ihre
Hoheitsträger an erster Stelle).

Aufrüstung und Bruch internationaler Verträge

Im März 1935 führte das Hitler-Regime die allgemeine Wehrpflicht wieder ein.
Im März 1936 kündigte es die Entmilitarisierung des Rheinlandes auf. Im August
1936 verlängerte es die Wehrpflicht auf zwei Jahre. Im März 1938 wurde
Österreich heim ins Reich geholt, im September 1938 die Tschechoslowakische
Republik zerschlagen und das ,Sudetenland', im März 1939 Böhmen und Mähren
als Reichsprotektorat annektiert.

Während das Regime zur größten Zufriedenheit der meisten Deutschen und gewiss
auch der meisten Kenzinger (unabhängige Meinungsumfragen gab es ja noch
nicht) Erfolg an Erfolg reihte, ohne einen Schuss abzugeben, baute es 1938/39
fieberhaft den ,Westwall', ein System von Befestigungen, das von Aachen bis zur
Schweizer Grenze reichte. Plötzlich war in der Stadt was los. Bauunternehmen erhielten
Aufträge, Eisenwarenhändler und Gastwirte machten Umsätze, wie sie ihnen
jahrelang nicht vergönnt gewesen waren. Im Frühjahr 1939 organisierte man
sogar Ausflugsfahrten zu den „deutschen Westbefestigungen"; die Zeitung bejubelte
sie als „ unüberwindlich [...] das gigantischste Festungswerk aller Zeiten ".

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