Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 271
(PDF, 66 MB)
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Dieser Anstieg der ungarischen Population zwischen 1880 und 1910 fällt zusammen
mit dem pro-ungarischen Regime von Banus Karl Khuen-Hederväry (kroatischer
Banus [eine Art Vizekönig] 1883-1903). Zu den wichtigsten politischen
Mitteln von Khuens zählte die „Ungarische königliche Staatseisenbahn" (Magyar
kiraly ällam vasutak), deren Amtssprache Ungarisch war, während sich Vinkovci
gerade in der gleichen Zeit von 1878 bis 1910 zu einem bedeutenden Eisenbahn-
Verkehrsknoten entwickelte. Die Juden hatten hingegen während der ganzen Epoche
der Militärgrenze im 18. und 19. Jahrhundert bis zur ihrer Demilitarisierung
1873 kein Niederlassungsrecht, beziehungsweise sie durften sich auf dem Territorium
der Militärgrenze nur 24 Stunden lang aufhalten. Deshalb blieb ein intensiver
Zuzug der Juden eigentlich hauptsächlich auf den relativ kurzen Zeitraum im
letzten Viertel des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts begrenzt. Obwohl in
relativer Minderheit und trotz ihrer späten Ansiedlung als Gemeinde spielten sie
eine relativ bedeutende Rolle in der Entwicklung der Industrie und des Handels
und damit zusammenhängend auch in der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft
in Vinkovci bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Solch ein buntes Bild einer multiethnischen Identität war zum Teil das Ergebnis
des politisch-gesellschaftlichen Erbes der Militärgrenze, innerhalb derer Vinkovci
ein relativ bedeutender Ort war, sowohl was die militärische als auch die zivile
Verwaltung, das Schulwesen, das Handwerk und den Handel betraf, und zum Teil
das Ergebnis des bereits erwähnten wirtschaftlichen und demographischen Aufschwungs
, der vor allem durch die genannte Demilitarisierung und Inkorporation
der Militärgrenze in den Jahren 1873 und 1881, die Eisenbahnverbindung nach
Vinkovci im Jahr 1878 und den Beginn der intensiven wirtschaftlichen Nutzung
der slawonischen Wälder im gleichen Zeitraum verursacht wurde. In diesem Zeitraum
, d.h. im letzten Quartal des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, siedeln
sich in der Mehrzahl Juden in Vinkovci an, gefolgt von Ungarn, teilweise
Deutschen und anderen Völkern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, aber
auch Kroaten aus anderen Teilen Kroatiens (zumeist aus der Lika), die sich durch
die existentiellen Möglichkeiten, die sich durch den erwähnten Aufschwung eröffneten
, angezogen fühlten.

Die Deutschen treten seit Mitte des 18. Jahrhunderts als ethnische Gemeinschaft
in Vinkovci und im nahegelegenen Neudorf von 1819 an in signifikanterer Weise
in Erscheinung. Die zweite Welle Deutscher, hauptsächlich katholischer Einwanderer
nach Vinkovci, ist ebenfalls mit dem erwähnten Aufschwung im Zeitraum
des letzten Quartals des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbunden, und
die bedeutendsten Regionen, aus denen die Deutschen einwanderten, sind die Gebiete
„Südungarns", also aus der Batschka, und hier hauptsächlich aus Apatin und
Priglevaki Sveti Ivan. Im Sinne einer Glaubensidentität stellten auch sie keine

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