Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 290
(PDF, 66 MB)
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gehörenden Personen und Sachen. Eine Teilung der Hausgenossenschaft war nur
eingeschränkt möglich, da der Familienbesitz zusammengehalten werden sollte.
Die Zadruga geriet jedoch mit den Jahren zu einem Disziplinierungsmittel der
Grenzbevölkerung. Die ursprünglich privilegierte wirtschaftliche Stellung der
Grenzer wandelte sich wegen der Bindung an die Grenze und den Militärdienst
zur Belastung.

Neudorf lag im Gebiet des 1745 gegründeten „Dreieinigen Königreichs Dalmati-
en, Kroatien und Slawonien", das der ungarischen Krone unterstand6. Dies blieb
auch nach der 1818 erfolgten Umstrukturierung der Region so, wobei das Königreich
in „Königreich Kroatien und Slawonien" umbenannt wurde. Als Auswirkung
der Revolution von 1848 fiel mit dem neuen Grenzstatut von 1851 das
Lehnsverhältnis zum österreichischen Kaiser weg, der gleichzeitig ungarischer
König war. Nun wurden die Grenzer uneingeschränkte Eigentümer ihrer Liegenschaften
. Zudem ermöglichte das neue Statut die Ansiedlung von Zuwanderern.
Nun konnten sie durch Einheirat oder über Kauf Hofstelleneigentümer werden.
Da viele als Tagelöhner gekommen waren, wurden sie im Unterschied zu den anfangs
angesiedelten Grenzern noch lange als Tagelöhner bezeichnet, obwohl viele
von ihnen schon wohlhabende Bauern geworden waren. Viele Neubürger waren
aus evangelischen Dörfern der Batschka zugezogen, weshalb es um 1940 noch
etliche Heiratsbeziehungen mit diesen gab. Waren schon 1848 die unterschiedlichen
nationalen Strömungen hervorgetreten, so erkämpfte die kroatische den Ungarisch
-Kroatischen Ausgleich von 1867, in dem Kroatien-Slawonien innerhalb
der ungarischen Krone eine größere Autonomie zugestanden wurde. Wenn auch
Neudorf de nomine zum Königreich gehörte, so unterstand es bis zum Aufbau
einer Zivilverwaltung 1871 der direkten Verwaltung des Wiener Hofkriegsrates.
1881 wurde dann die Grenzregion vollständig mit Kroatien-Slawonien vereinigt.
Die Militärgrenze entwickelte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wegen ihrer
unflexiblen Wirtschaftsstruktur zu einem benachteiligten Gebiet. Auch hatte die
Grenze wegen der Schwächung des Osmanischen Reichs und der Einführung der
Wehrpflicht 1868 als Rekrutierungsgebiet an Bedeutung verloren7.

Mit der sukzessiven Auflösung der Zadrugen ab 1872 durch den kroatischen Sabor
(Parlament) splitteten sich viele größere Familien-Besitztümer auf*. Damit verfiel
auch der Preis für landwirtschaftliche Flächen, die vielfach Deutsche aufkauften.
So besaßen in den 1930er-Jahren Neudorfer Bauern große Teile der Nachbargemarkungen
Ivankovo und auch Vinkovci9. Mit dem aufkommenden Nationalismus
gepaart mit dem gestiegenen deutschen Bevölkerungsanteil in der Region
deuteten sich nationale Konflikte an. In Neudorf warb der proslawische Pfarrer
Nikolaus Abaffy in Wahlkämpfen für die kroatisch-serbische Koalition10. Dies

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