Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
34., 35. und 36. Jahrgang.2014-2016
Seite: 291
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0293
sorgte für eine Missstimmung unter seinen Pfarrangehörigen. Sie verstärkte sich,
als wegen seines Engagements 1911 Neudorf offiziell in Novo Selo umbenannt
wurde11. So war es nicht verwunderlich, dass 1914 eine Ortsgruppe des „Bundes
der Deutschen in Syrmien und Slawonien" gegründet und gegen Ende des Ersten
Weltkriegs aus ethnischer Solidarität unterernährte Kinder aus der Grazer Umgebung
vorübergehend in Novo Selo aufgenommen wurden.

Wenn auch der größte Teil der Neudorfer bis zur Evakuierung von der Landwirtschaft
lebte, so gab es doch einige Handwerker, die entweder im Ort oder im
nahen Vinkovci ihrer Arbeit nachgingen. Trotz einiger technischer Neuerungen
wurden der Pflug und die Sämaschine bis zur Evakuierung immer noch von Pferden
gezogen. Das Getreide wurde mit der Sense gemäht und von Hand zusammen
gebunden. Zum Dreschen setzte man Dreschmaschinen ein, die zuletzt von einem
Traktor angetrieben wurden. Neben Getreide wurde in Novo Selo noch Mais und
Hanf angebaut. Auch besaßen fast alle Bauern und viele Handwerker einen Weingarten
. Die Weingärten, in denen auch Pfirsich-, Kirsch- und Walnussbäume standen
, lagen ca. einen Kilometer vom Ort entfernt auf einem Hügel. Die Weinlese
war ein kollektives Ereignis, da man sich gegenseitig half. Neben landwirtschaftlichem
Handwerk gab es zuletzt in Novo Selo sechs Baugeschäfte, zwei Schneider
, vier Gemischtwarenhandlungen und außer der Gemeindewirtschaft noch drei
weitere Gasthäuser. Um 1930 war die landwirtschaftliche Genossenschaft „Bauernhilfe
" gegründet worden. Sie organisierte die Beratung von Landwirten beim
Kauf des Saatguts, beim Anbau und der Vermarktung der Erträge. Als Ein- und
Verkaufsgenossenschaft konnte über sie das Saatgut günstiger erworben und Produkte
ohne unnötige Zwischenhändler abgesetzt werden.

Das Vereinsleben wurde zunächst durch den 1922 gegründeten Feuerwehrverein
bestimmt. Dies änderte sich mit der Gründung der Ortsgruppe des „Schwäbisch-
Deutschen Kultur-Bundes" (SDKB) im März 193412. 1933/34 hatte man in Novo
Selo einen Männerchor gründen wollen. Als man beim Bezirksamt in Vinkovci
zwecks Genehmigung anfragte, hieß es, dass dies nur möglich sei, wenn alle
Sänger Mitglieder des „Sokol" (allslawische Turnvereinigung) in Vinkovci würden
. Das lehnten jedoch die Neudorfer ab und man fragte nach einiger Zeit beim
SDKB in Novisad (Neusatz) an. Dort riet man, eine SDKB-Ortsgruppe und unter
deren Dach einen Männergesangsverein zu gründen. Bei der Gründung der Ortsgruppe
war der Saal der Gemeindewirtschaft bis auf den letzten Platz besetzt.
Noch am selben Tag wurde auch der Männerchor „Frohsinn" ins Leben gerufen.
Die Ortsgruppe des SDKB und ihre Jugendgruppe entfalteten bald rege Aktivitäten
. Unter dem Dach des SDKB hatten sich auch Mitte der 1930er-Jahre ein
Sportverein und die Fußballmannschaft „Angriff gebildet. Zum Mittelpunkt des
kulturellen Lebens wurde das „Deutsche Heim", das 1937 in Eigenregie zusam-

291


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2016-34-36/0293