Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 15
(PDF, 59 MB)
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Vom archäologischen Befund zur Rekonstruktion

Bertram Jenisch

Warum erstellt man archäologische Rekonstruktionen?

Die Darstellung archäologischer Befunde gehört zu den Kernaufgaben der Denkmalpflege
. Die von der öffentlichen und teilweise privaten Hand finanzierten Ergebnisse
der Forschung müssen in geeigneter Form dem Auftraggeber vorgelegt
werden und können so unsere Quellenbasis zur Geschichtsforschung erweitern.
Der Deutsche Archäologenverband formuliert diesen Auftrag folgendermaßen:
Die Archäologie befasst sich mit den materiellen Hinterlassenschaften vergangener
Kulturen aus prähistorischer und historischer Zeit. Sie wertet dazu Denkmäler
, Bodenfunde und Schriftquellen aus, um das Bild einer geographisch und zeitlich
begrenzten Kultur nachzuzeichnen. Im Zentrum stehen Fragen nach Gesellschaftsstrukturen
, Wirtschafts- und Siedlungswesen, Formen des Alltagslebens,
Totenbrauchtum, religiösen Vorstellungen und künstlerischen Entwicklungen.1

In welcher Form diese Vermittlung erfolgt hängt stark von der Zielgruppe ab, die
man im Auge hat. Strebt man lediglich die Dokumentation von Befunden und
Funden für ein Fachpublikum an, genügen meist traditionelles Planmaterial und
Fotographien, wie sie in den Grabungsberichten in der Ortsakte der Denkmalpflege
Eingang finden. Bei der Verwendung für eine Publikation, eine Ausstellung
oder eine Infotafel stößt man dabei rasch an Grenzen. Einem fachlich vorgebildeten
, interessierten Laien oder selbst einem nicht mit der Materie vertrauten
Fachmann fehlen dann meist wichtige Informationen, um einen Befund kulturgeschichtlich
einzuordnen.

Zur anschaulichen Darstellung einer historischen Lebenssituation greift man daher
gerne auf Rekonstruktionen zurück. Dies ist wissenschaftlich nicht unumstritten
, da eine Rekonstruktion immer spekulativ ist und nur den aktuellen, oft nur
fragmentarischen Wissensstand widerspiegelt. Ein solches Lebensbild ist zudem
oftmals durch den herrschenden Zeitgeist gefärbt. Die Erstellung von Rekonstruktionen
bietet aber auch eine Chance für die Forschung, indem die Machbarkeit
und der Praxisbezug einer Theorie überprüft werden können. In der Auseinandersetzung
mit dem Befund, im Dialog zwischen Forscher und Grafiker, werden
häufig Lücken oder Unstimmigkeiten in der Dokumentation erkannt und neue
Fragen aufgeworfen, die insgesamt zu einem Erkenntniszuwachs führen.

Eine archäologische Rekonstruktion ist naturgemäß umso spekulativer, je schlechter
die Quellenlage ist und je weniger Originalfunde vorliegen. Ferner ist die Abhängigkeit
der Qualität und Authentizität einer Rekonstruktion von der Persönlichkeit
und Kompetenz des Rekonstrukteurs (eine Zusammenarbeit des Archäo-

1 http://darv.de/archaeologie/.

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