Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
37. und 38. Jahrgang.2017/2018
Seite: 84
(PDF, 59 MB)
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Unvergessen

Klaus Weber

Es ist schon eine Besonderheit, dass sich in einer mittelalterlichen Stadt ein so
stattlicher Bestand an Grabdenkmälern aus über 650 Jahren erhalten hat. Die älteste
Grabplatte stammt aus dem Jahr 1361, das spätgotische Kreuz der Altenken-
zinger Pfarrkirche St. Peter, datiert um 1400 und die Altarmadonna der Friedhofskapelle
Anfang 16. Jahrhundert.

Der Bedeutungswandel vom Kirchhof um die St. Laurentiuskirche zum heutigen
Friedhof (Abb. 8) vollzog sich im 19. Jahrhundert, als zunächst in allen größeren
Städten die kirchnahen Kirchhöfe aufgegeben und stattdessen die viel größeren
Friedhöfe mit Kapellen angelegt wurden. Ursache dieses Wandels waren die bevölkerungsmäßig
stark wachsenden Städte des 19. Jahrhunderts, die nicht nur die
alten Kirchen sondern auch die Kirchhöfe schnell zu klein werden ließen. Kaum
jemand weiß noch, dass die großen innerstädtischen Plätze in der Nähe großer
alter Kirchen ursprünglich Friedhöfe waren und erst im 19. Jahrhundert als Platz-
fläche eingeebnet wurden. Hierin ist auch der Grund zu sehen, warum die Grabdenkmäler
aus älteren Epochen so selten erhalten geblieben sind. Nur wenige
dieser Grabmonumente hat man aus eher dekorativen Gründen in Kirchenmauern
oder in direkter Umgebung von Kirchenbauten wiederaufgestellt.

Es ist daher ein Glücksfall, dass sich in Kenzingen eine so große Anzahl von
Grabmonumenten aus dem 14. bis 19. Jahrhundert erhalten haben und Zeugnis
geben über die aufwendige Sepulkralkultur dieser Zeit. Ergänzt wird die Sammlung
durch alte Hochkreuze aus Stein.

Die alle in würdigem Rahmen aufgestellten Steine geben interessante Auskunft
über die Art und Weise, wie jedes Jahrhundert die Ewigkeit durch die Materialwahl
auszudrücken versuchte. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ließen sich
betuchte Familien Grabplatten mit reichem Zierwerk und christlichen Symbolen
fertigen. Im 19. Jahrhundert kamen neben den Steinen und Marmormonumenten
die gusseisernen Grabgedenkkreuze des Industriezeitalters auf. Im 20. Jahrhundert
versuchte man das Symbol der ewigen Ruhe in Granitsteinblöcken - meist
mit Bronzeemblemen oder blattvergoldeten Palmetten und Inschriften - zu versinnbildlichen
.

Gerade wegen dieser umfangreichen Sammlung der Zeugnisse der Sepulkralkultur
können wir froh sein, dass eine Auswahl historischer Grabplatten und Kreuze
vom ehemaligen Kirchhof St. Laurentius, St. Peter in Altenkenzingen und Wonnental
für spätere Generationen denkmalpflegerisch erhalten wurden. Überraschende
Entdeckungen haben wir auch im Bildarchiv der Bibliothek des Amtes
für Denkmalpflege in Freiburg gemacht. Die meisten geschichtlich wertvollen

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