Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
39. Jahrgang.2019
Seite: 68
(PDF, 34 MB)
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Die zunehmenden Repressalien der deutschen Behörden gegenüber der jüdischen
Bevölkerung hatten bereits 1930 und 1936 seine beiden jüngsten Brüder zur Auswanderung
nach Brasilien und 1937 seine Schwester zur Flucht nach England
veranlasst.

1939 verließen auch seine Eltern Michael und Lina den Kontinent mit dem Schiff
von Genua, um zu ihren Söhnen nach Südamerika zu ziehen, gezeichnet durch
eine mehrwöchige „Schutzhaft" von Vater Michael im KZ Dachau. Der Einmarsch
der deutschen Truppen 1940 zwang dann auch Alfred zur Flucht von Luxemburg
nach Frankreich. Er versuchte ebenfalls von Portugal aus nach Amerika zu emigrieren
, dieser Versuch schlug jedoch fehl. Sein letzter Wohnsitz in Südfrankreich
war Maubec bei Cavaillon (siehe auch Karte Seite). Als die Einflusssphäre der
deutschen Besatzung bis dorthin gelangte, tauchte er unter.

Der Lebensplan von Alfred Epstein ist durch die politischen Verhältnisse nachhaltig
gestört worden. Beruflich erfolgreich im Management eines mittelständischen
Unternehmens und mit der Absicht, eine eigene Familie zu gründen, war er in
dieser Situation gezwungen, das Land zu verlassen. Wir dürfen sicher auch unterstellen
, dass es ihn schmerzlich berührt hat, seiner badischen und deutschen Heimat
„Adieu" sagen zu müssen, in der er eine behütete Kindheit in einer geschwisterreichen
Familie erlebt hatte. Nach dem missglückten Auswanderungsversuch
schwebte er als Jude im Machtbereich der Nationalsozialisten in ständiger Lebensgefahr
und war auch vom Wohlwollen einer fremden Umgebung abhängig.
Sein Entschluss, in die Resistance einzutreten, den er auch vor seiner Familie
geheim gehalten hat, war konsequenterweise die Übernahme einer Lebensaufgabe
, die ihm das Schicksal zugedacht hatte, ohne dass er sie gesucht hätte (siehe
Seite 58ff).

Wir können seine Gedankengänge und Gewissensentscheidungen nicht nachvollziehen
. Aber sein Kampf gegen eine menschenverachtende, auf niedrigstem
Niveau angesiedelte Diktatur, den er mit dem Tode bezahlen musste, verdient unsere
Hochachtung und unseren Respekt. Die beispielhafte Lebensleistung solcher
Menschen darf nicht in Vergessenheit geraten.

Ich danke Reinhold Hämmerle für seine Mitarbeit.

Literatur

Werner Rings, Kollaboration und Widerstand, Europa im Krieg 1939 - 1945, Ex Libris Verlag, Zürich.

La Resistance au pays d'Apt de la Durance au Ventoux L'association des Cadets de la Resistance, comite
de Gordes, Monts de Vaucluse et Luberon, F-84220

Gordes Imprimerie Mistral, Cavaillon (Vaucluse)
Bilder:

Abb. 2-6, 8 Fotos: Otto Zinsser, 2011., Abb. 12 und 13 Original: Irene Epstein De Cou.
Abb. 7 und 9 Dr. Hans-Werner Retterath, Abb. 10 Original: Leo Epstein,
Abb. 11 Repro: Reinhold Hämmerle.

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