Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
40. und 41. Jahrgang.2020/2021
Seite: 151
(PDF, 44 MB)
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Ein Herrgottsschnitzer aus Nordweil - Michael Hensle.

Dieter Michael Hensle

Kennengelernt habe ich meinen Großvater in Mannheim 1943, als wir auf Besuch
in der Rheinhäuserstraße waren und auf dem Neckarufer die Schafherden bewunderten
. Zugleich habe ich, gemeinsam mit dem Möbelschreiner Schweitzer, seine
Werkstatt besichtigt.

Als 1943 die Bombenangriffe auf die BASF in Ludwigshafen immer häufiger wurden
und mein Großvater das ständige Herauf- und Herunterlaufen vom 5. Stock in
den Keller nicht mehr schaffte, zogen meine Großeltern zu ihrer Tochter, meiner
Mutter, nach Freiburg - Herdern, Hauptstr. 84, (allerdings auch in den) 3. Stock.

Auf unserem Speicher stellte er seine Hobelbank auf und war sehr ungnädig,
wenn er feststellte, dass wir Buben seine englischen Schnitzeisen am daneben
liegenden Brennholz ausprobiert hatten!

Doch nun der Reihe nach!

Geboren wurde Michael Hensle (der Name Michael hat bei den Hensles Tradition
) am 28.09.1875 in Nordweil (Nr. 32/1875, StA. N. = Stadtarchiv, Nordweil).
Dort besuchte er auch die Volksschule. Dann zog die Familie nach Freiburg in die
Moltkestraße um, weil sein Vater in der Zichorien-Fabrik arbeitete. Michael besuchte
zunächst die Gewerbeschule in Freiburg in der Kirchstraße; später studierte
er an der Kunstgewerbeschule (oder „badischen Kunstakademie") in Karlsruhe
und bekam dort am 30.07.1898 einen Preis. Seine künstlerische Sensibilität, wohl
auch ein Erbe der Mutter „Eisele", muss bekannt gewesen sein.

Wanderungen führten ihn nach Mühlhausen/Elsass), Berlin ins Fotoatelier Saturn
und nach London. Dort kaufte er einen Teil seines Schnitzwerkzeuges bei der Fa.
Herringbro. Taylor in Sheffield. Schon zur Zeit seiner Heirat mit Anna geb. Her-
kel 1903 in Mannheim schuf er das Kruzifix, das zeitlebens in ihrem Schlafzimmer
hing und noch heute in unserem Besitz ist. 1913 ließ er sich mit Bildhauer A.
Studinger, Mannheim (F 5,8) eine gemeinsame Visitenkarte drucken. 1915 wurde
er zum Wehrdienst einberufen, zur Reserve; das war das Ende seines eigenen
Unternehmens.

Noch in der Mannheimer Zeit entstanden zahlreiche Kruzifixe, größere und kleinere
, die z.B. in Schlaf- und Kinderzimmern von Verwandten und Bekannten
Verwendung fanden. Auch eine Versehgarnitur wurde geschaffen. In mühevoller
Kleinarbeit entstanden Dornenkronen, lose oder mit dem Haupt verbunden. Das
Lendentuch war links oder rechts geknotet und gefaltet. Die INRI Tafel und die
Haftnägel entstanden in geduldiger Feinarbeit. Andere Werke wie ein Flachrelief
der Hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, oder Obstschalen aus Lindenholz
mit der Unterschrift „UNSER TÄGLICHES BROT GIB UNS HEUTE" haben
sich erhalten.

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