Freiburger historische Bestände - digital

Psychische Studien.

Monatliche Zeitschrift,

vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene

des Seelenlebens gewidmet.

Monat August 1886.

L Abtheilung.

Historisches und Experimentelles.
Ein Prinz als Zauberer und Gespenst.

Referirt von Gr. C. Wittig1«

Der löschpapierne Prinz. Hexenprocess gegen einen
Reich sfürsten. Mitgetheilt von Robert Keil in Weimar —
ist eine historische Skizze in „Aus allen Zeiten und Landen"
(Leipzig, Bernhard Schlicke) 3. Jahrg. 7. Heft 1885, welche
von einer Gespenstergeschichte in Weimar im dortigen ehemals
v. Göchhausen'schen, dann Gräflich Werther^chm Hause,
später Sitz des Kriminalgerichts und neuerdings des Landgerichts
ausgeht, woselbst — „seit langer, langer Zeit nach
Tradition und Sage ein Gespenst, der sog. löschpapierne
Prinz, sein unheimliches Treiben haben soll. In genauer,
der Farbe des Löschpapiers ähnlicher Erscheinung soll das
Gespenst auf den Treppen und Gängen die Leute plötzlich
erschreckt und namentlich die Mitternachtsstunde zu seinen
Wandelungen auserkoren haben. — Hier nur eine Sage statt
vieler. Als vor mehr als hundert Jahren ein junger muthiger
Graf das Haus erwarb, ward ihm Kunde von dem angeblichen
mitternächtigen Spuk, und rasch entschloss er sich,
die Sache gründlich zu untersuchen. In dem grossen Gemach
des ersten Stocks, das mit kostbaren Ledertapeten
behängt war, nahm er eines Abends auf dem Sopha vor
einem Tisch mit Armleuchter, vor sich links und rechts
eine geladene Pistole, Platz, Hess seinen Diener zur Ruhe
gehen und erwartete bei einem Becher Wein die Mitternachtsstunde
. Endlich schlug es 12 vom Thurm. Ein Rascheln
hinter der Ledertapete, — eine graue Erscheinung tritt
hinter ihm hervor und geht langsam auf den Tisch des
Grafen zu. 'Wer da? halt! steh', oder ich schiesse!' ruft der
Graf und greift, als die Erscheinung ihren Gang nach ihm
fortsetzt, nach der Pistole. Da drehen sich, von unsicht-

Psyohische Stadien. August 1885. 22