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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene
des Seelenlebens gewidmet.
XXIV. Jahrg. Monat Januar 1897.
I. Abtheilung.
Historisches und Experimentelles.
Ein Beitrag zum Hexenwesen und zur Besessenheit.*)
Von Gr. Ii. Dankmar.
Vor Kurzem erst kam mir ein Werk über — n Hexenaberglaube
und Hexenprozesse" **) — von einem gewissen
Gurt Müller in die Hände. Ganz abgesehen von dem Geist
des seichtesten Rationalismus, welcher gar keine Ahnung
hat von dem physiologisch und psychologisch so verquickten
Problem der Hexerei, spricht aus dem ganzen Machwerk
auch der Geist bösartigen Hasses gegen Alle, die anderer
Meinung sind und etwa glauben, dass es thatsächlich ein
schädigendes Hexenverbrechen gebe. Ich will hier nur
erwähnen, dass selbst die Gegner der bestialischen Hexenverbrennungen
, wie Cornelius Agrippa v. Nettesheim, Johann
Weier, fest von der Realität der schädigenden Magie
überzeugt sind. Ebenso später die Jesuiten Adam Tanner,
Paul Leymann und Friedrich von Spee. Und noch Christian
Thomasius, dieser hervorragendste Bekämpf er der Hexenprozesse
, sagt im § 7 seiner — „Kurzen Lehrsätze vom
Laster der Zauberey": —„Ich aber, der ich der uralten
Geisterphilosophie ergeben bin, glaube nicht allein,
sondern verstehe auch einigermaassen, dass der Teufel der
JFinsterniss und der Fürst der Luft, d. h. ein geistiges, oder
unsichtbares Wesen sei u. s. f." — Dass die Ansichten
Schopenhauer18, Hartmanris, Ennemoser's, Perty's, Schindlers,
*) Man vergl. hierzu: — „Ueber Zauber und Zauberei. Ein Fall
aus neuerer Zeit." Von Friedrich Proy in Linz in „Psych. Studien"
September-Heft 1896 S. 425 ff. — Der Sekr. d. Red,
**) Leipzig, Verlag Philipp Reclam junior,
Psyohisoh* Stadien. Januar 1897. 1
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