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130 Psychische Stadien. XXXII. Jahrg. 3. Heft. (März 1905.)

Jugend für das Uebersinnliche eingenommenes Gemüt fand
in den Schriften des verewigten Aksakow und du Prel reichliche
Nahrung.

Auf Grund meiner theoretischen Studien bestrebte ich
mich, auch in den Kreisen meiner Bekannten mit jugendlicher
Begeisterung für die erhabene neue Lehre Interesse
zu erwecken und fand teilweise auch empfänglichen Boden.
Eine feingebildete Dame, die Wittwe eines Arztes, anfangs
eine entschiedene Gegnerin des Spiritismus, Hess sich, von
meinen lebhaften Schilderungen überwältigt, endlich bewegen,
an unseren „kindischen Spielereien", wie sie sich damals
ausdrückte, teilzunehmen. Die Kundgebungen ihrer Familiengeister
bei diesen Sitzungen, die Mitteilungen familiärer,
keinem der Teilnehmer sonst bekannter Einzelheiten aus
ihren Verhältnissen und schliesslich die freudige Ankündigung
, die Dame sei ein gutee Medium, verscheuchten zuletzt
sowohl ihrerseits, als seitens skeptischer Teilnehmer
jedes Vorurteil.

Die „kindischen Spielereien" wichen ernsten Studien
und ich wurde bestürmt, öfters Sitzungen abzuhalten. Vom
harmlosen Tischrücken brachten wir es zu Trancereden und
schönen Apporten. Vom dahingeschiedenen Manne und von
Schwestern des Mediums {Xurkef, Dunia, Mino)*) wurden
gelegentliche Gedichte in den herrlichsten harmonischen
Tönen vorgesungen, obwohl das Medium sonst nicht die geringste
musikalische Veranlagung besitzt. Trancereden
wissenschaftlichen Inhalts wurden von einer Intelligenz, die
sich Heine nannte, (vielleicht identisch mit dem, welchen
Friese in seinem Werke „Stimmen aus dem Reich der
Geister" erwähnt**) gehalten und spiritistische Fragen von
einer sich „Spiritist" nennenden Intelligenz erörtert. Oft
wurden uns vom Medium selbst familiäre Angelegenheiten
zur Besprechung mit den betreffenden .Familiengeistern vorgelegt
.***) Die Apporte bestanden aus einzelnen Blumen,
einem Blumenstrauss im Winter, Seidenstreifen und vergoldeten
Stahlfedern. Bei jenen Sitzungen wurde die Dame
(das Medium) nie gefesselt, da dies mit ihrer Stellung und

*) Xurkef: Pseudonym ihres dahingeschiedenen Mannes, JDunia
und Mina wahre Namen ihrer dahingeschiedenen Schwestern.

**) Also wohl animistisch — durch Gedankenübertragung auf
das Medium von Seiten eines der Sitzer — zu erklären. — Red.

***) Wollten die intelligiblen Wesen uns irgend welche Mitteilung
ausserhalb der Sitzungszeit machen, so wurden in den
Zimmern Kiopflaute vernehmbar und oft ein kleiner Tisch ohne
jegliche Berührung umgeworfen, was die Zusammenrufung der Teilnehmer
bedeutete.