Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 60
(PDF, 214 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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60 Psychische Studien. XXXVI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1909.)

Narren, Lumpen, Vagabunden und Lügner, Verbrecher und Trinker,
Sinnestäuschungen und Zwangsvorstellungen, Propheten und Seher,
Hexen und Besessene und endlich die Geistesepidemien. Man sieht,
diese Grenzzustände umfassen ein weites, wichtiges und interessantes
Gebiet, welches der Verf. auf Grund seiner langjährigen Erfahrung
als Leiter großer Irrenanstalten und als offenen Auges im praktischen
Leben stehender Arzt und Psychologe wie wohl wenige beherrscht
. Dabei ist seine Darstellung, wiewohl stets auf der wissenschaftlichen
Höhe, doch eine durchaus populäre und sehr ansprechende
, da an mehr als an einer Stelle der goldene rheinische
Humor siegreich zum Durchbruch gelangt. Von ganz besonderem
Interesse sind die meisterhaften knappen Skizzen von Gerard de
Nerval, Torquato Tasso, J. J. Rousseau, Auguste Comte, Friedrich
Nietzsche, de Quincey, Edgar Allan Poe, E. T. A. Hoffmann, Jeanne
d'Arc etc., sowie der Nachweis, daß entgegen der allgemein
herrschenden Anschauung Muhammed und Napoleon nicht epileptisch
krank gewesen sind. — Den Spiritismus berührt der Verf. nur
ganz kurz und er lehnt ihn ab mit den GeibePschen Worten:

„Glaube, dem die Tür versagt,
Steigt als AberglauV durch's Fenster;
Wenn die Götter ihr verjagt.
Kommen die Gespenster.u

Daß der Verf. aber okkultistischen Fragen ohne Vorurteil gegenübersteht
, beweist neben vielem andern seine Einleitung zu dem
Kapitel: „Mystik und Ekstase. Franz von Assisi.* Dort heißt es
auf S. 244: „Wer sich daher an die Erklärung dieser Erscheinungen
herandrängt, wird sich zunächst darüber klar zu werden haben, daß
nur das unmöglich ist, was sich logisch widerspricht. Alles andre
ist möglich. Nun geschieht aber ein Wunder nicht im Widerspruch
mit der Natur, sondern im Widerspruch mit dem, was uns von der
Natur bekannt ist, und nach dieser Eichtung hin dürfte uns die
Natur, und ganz besonders die Natur der Seele, noch manche Überraschung
in Aussicht stellen. Hier gilt, der bekannte Satz Spinoza's,
daC man nichts für gering erachten und nichts von der Hand weisen,
sondern alles untersuchen und begreifen soll.'1 Wir wünschen dem
Buch recht viele und recht eifrige Leser.

Freudenberg - Dresden.
Die biologische Theorie der Lust und Unlust. Von Dr. Demetrius C.
N ä d e j d e, Professor der Philosophie zu Bukarest. Heft No. 1,
Verlag von Wilh. Engelmann, 1908. Gr. 8°, 99 S. Preis geh.
M. 2.40.

Wir haben hier ein hervorragendes, groß angelegtes Werk vor
uns, dessen erstes Heft ein für sich bestehendes abgescHossenes
Ganze bildet und doch den für später ins Auge gefaßten Publikationen
des Verf. gewissermaßen als Einleitung und Grundlage dienen
soll. Der Verf versteht unter der biologischen Theorie der Lust
und Unlust jene Auffassung, welche die Lust and Unlust im Zusammenhang
mit den Bedingungen des Lebens zu erklären versucht.
Als Ausgangspunkt für seine Studien dienen ihm die beiden Sätze:
1) Zusammenhang zwischen „Nützlich" oder normaler Betätigung
des Lebens und Lust, Zusammenhang zwischen „Schädlich* oder
abnormer Betätigung des Lebenn and Unlust. 2) Zusammenhang
zwischen Lust und Steigerung des Lebens, Unlust und Herabsetzung
des Lebens. Bei dem fundamentalen Unterschied zwischen Lust
und Unlust ist zu berücksichtigen 1) der Zusammenhang zwischen
Vorteil und Lust, 2) der Zusammenhang zwischen Lust und Neigung
oder Tätigkeit. Wenn ein Wesen derartig organisiert wäre, daß es
Lust fühlte bei allem, was ihm schädlich wäre, und Unlust bei


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