Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
36. Jahrgang.1909
Seite: 303
(PDF, 214 MB)
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I

Dobberkau: Helen Keller. 303

Wenn es wahr ist, was die materialistischen „Psychologen"
sagen, daß die geistige Welt unseres Denkens und Vorstellens
nur durch unsere Sinneswahrnehmungen körperlicher
Art entsteht, dann kann unmöglich in Helen Keller eine
Welt des Vorstellens, also geistiger Bilder vorhanden sein,
sondern lediglich eine Welt der Tastgefühle, eine gewissermaßen
nur e i n-dimensionale, die natürlich himmelweit von
unserer Welt verschieden ist, die wir die Welt mit dreidimensional
aufbauenden Sinnen wahrnehmen.

Helen Keller will uns zwar eine Erklärung dieses
' Rätsels bieten, indem sie schreibt:

„ Gleichwie die Wurzeln in de? dunklen Tiefe
Doch Anteil nehmen an des Wipfels Freuden,
Den Sonnenschein, die milde Luft empfinden
Vermöge der Allliebe der Natur —,



so besitze ich aich eine Anschauung von Dingen, die ich
nicht sehen kann. Es scheint mir, als liege in jedem von
uns die Fähigkeit, die Eindrücke und Empfindungen zu
verstehen, die das Menschengeschlecht von Anfang au
gehabt hat. Jedes Individuum besitzt eine unter der Schwelle
des Bewußtseins verborgene Erinnerung an die grünende
Erde und die murmelnden Gewässer, und weder Blindheit
noch Taubheit kann es dieser von vergangenen Generationen
her überkommenen Gabe berauben." —

Es ist meinen Freunden vielleicht bekannt, daß Prof.
Dr. K. Semon (München) in seinem grundlegenden Buche
„Die Mneme als erhaltendes Prinzip im Wechsel organischen
Geschehenstt ähnliche Gedanken ausgeführt und begründet
hat. Er steht auf dem Boden des Pan-Psychismus und
nimmt daher die Allbeseelung der Natur zum Ausgangspunkt
seiner Sclußfolgerungen. Jst die Natur allbeseelt, so muss
man auch das Gedächtnis jedem Teilchen der Natur zusprechen
, selbstverständlich auch dem Protoplasma und
seinen Keimzellen. Da ferner jedes materielle Geschehen
notwendig von psychischem begleitet ist in der Welt des
organischen, so ist es ein selbstverständlicher Schluß, daß
die körperliche Entwicklung auch von einer geistigen begleitet
wird und die materielle Ausbildung des Gehirnes
auch eine Höherentwicklung des Geistesleben zur Folge
hat. Geist und Körper lassen sich nicht trennen im
organischen Geschehen. Darum muß auch notwendig gefolgert
werden, daß alle Sinneswahrnehmungen materielle
Veränderungen im Gehirne zur Folge haben, wie sich
Lichteindrücke auf der photographischen Platte als Bilder
niederschlagen.

*


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