Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 64
(PDF, 171 MB)
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64 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1919.)

sprachen wir bereits. Ihm an die Sehe tritt der Geruch.
Die ätherischen Riechstoffe, die beispielsweise von einem
Holzzaun ausgestrahlt werden, sind ganz andere als die
einer steineren Mauer, wi« desgleichen ein noch lebender
Baum ganz anders riecht als etwa eine Telegraphen Stange.
Uebrigens sind diese Geruchswahrnchmun^en sehr abhängig
von den atmosphärischen Verhältnissen. Starker Wind erschwert
nicht nur das Hören, sondern auch das Riechen,
während ein milder, gleichmäßiger Regen beiden Sinnesfunktionen
besonders günstig zu sein scheint. Der Blinde
riechtf ob er auf einer asphaltierten Straße geht, ob neben
ihm ein Garten liegt und dergleichen.

Selbstverständlich dringen jene Riechstoffe auch in die
Nase des Sehenden, aber dieser beachtet sie nicht in gleicher
Weise, weil er ihrer nicht bedarf. Sein Auge unterrichtet
ihn rasch und mühelos über alles das, was der Blinde mit
Hilfe komplizierter Wahrnehmungsversuche zu erfassen
trachtet.

Aber noch sind die Hilfsmittel des Nichtsehenden
nicht erschöpft. Der Selbsterhaltungstrieb führt zu einer
so feinen Anpassung an die durch das Fehlen des Sehens
so gänzlich veränderten Verhältnisse, daß gleichsam der
ganze Körper in den Orientierungsdienst tritt, wenn sich
der Blinde in die Gefahr des Alleingehens begibt. Besonders
staunenswerte Arbeit leisten die Hautnerven des Gesichts
, indem sio auf die leisesten Temperaturdifferenzen
reagieren und diese als wichtige Erscheinungen dem Zentralorgan
weitermeldeu. Sehr subtile Untersuchungen haben
ergeben, daß tatsächlich gewisse Temperaturunterschiede
festzustellen sind, wenn wir uns einer Wand, einem Zaun
oder einem Baum nähern. Die Werte, um die es sich hierbei
handelt, sind allerdings so überaus geringe, daß es zu
ihrer Wahrnehmung einer besonderen Schulung bedarf, wie
sie vor allen Dingen nur der hierauf angewiesene Blinde
besitzt. Gerade diesem Faktor haben wir in unserer
Schrift „Aus dem Seelenleben des Blinden* (Frankfurt a.
M. 1916, Verlag Emil Münster) eine Ausschlag gebende
Bedeutung beigemessen, können aber heute auf Grund
weiterer Erfahrungen noch einige Tatsachen hinzufügen,
die nicht minder interessant sind. Wir wurden nämlich
von einzelnen Blinden, die im Alleingehen besondere Fertigkeit
erlangt hatten, wie der vor einem Jahr in Leipzig
verstorbene Sprachlehrer Richard Hauptvogel, darauf aufmerksam
gemacht, daß wir bisher den Luftdruckverhältnissen
nicht die gebührende Beachtung geschenkt hätten.
Hauptvogel (vgl. auch „Materialien zur ßliudenpsychologie4',


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