Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
47. Jahrgang.1920
Seite: 123
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Iiiig: Es ist etwas Wunderbares um das Sterben. 123

bedingungen für das Gelingen des Hellsehens, die bei den
experimentellen Untersuchungen gewollt herbeigeführt werden
müssen, treten nicht selten von selber ein und haben
dann zuweilen spontanes Hellsehen zur Folge. Besonders
disponieren zu solchem spontanen Hellsehen die Sterbestunden
, in denen das gewöhnliche Bewußtsein dem Erlöschen
entgegengeht und ein neues, erweitertes Bewußtsein aus den
dunklen Rätseltiefen der Psyche heraufdämmert, das nicht
mehr an physiologische Bedingungen gebunden zu sein
scheint. Einen Fall dieser Art, der mir von einem Fräulein
, das nicht genannt sein will, mitgeteilt worden ist,
möchte ich hiermit den Lesern dieser Zeitschrift unterbreiten
. Dieses Fräulein, das ich mit A. bezeichnen will,
pflegte im Jahre 1916 ihren todkranken Bruder R. im hiesigen
Krankenhaus zusammen mit ihrer Schwester, die der
Kürze halber B. genannt sein soll. In der Nacht, in welcher
unerwartet der Tod des Kranken eintrat, sagte die B.
ungefähr um halb zwölf Uhr, sie sei so ermüdet, daß sie
unbedingt ein paar Stunden nach Hause gehen müsse, um
zu schlafen. Der Bruder erwiderte: „Dann gehst du eben
und kommst morgen früh wieder.* Er verabschiedete sich
aber merkwürdigerweise mit Worten von ihr, als ob es sich
um den letzten Abschied handelte, und sah damit sein Schicksal
deutlicher voraus, als die Ärzte und seine Pflegerinnen.
Als die Schwester ungefähr eine Viertelstunde weggegangen
war, fing der Kranke plötzlich wie im Traum zu reden an,
indem er sagte: „Schmeckt Dirs B.? Ist's gut?" Die zurückgebliebene
Schwester A. erwiderte: „Die B. ist ja gar
nicht mehr da, sie ist ja heimgegangen. Wir sind ja im
Krankenhau«;. Träumst du denn?* Der Kranke antwortete
: „Nein, ich träume nicht, ich bin ganz wach und weiß
auch, daß ich im Krankenhaus bin! Aber die B. steht jetzt
gerade vor mir. Sie ist in eurem Schlafzimmer und ißt aus
der Cakesdose, die auf dem Waschtisch steht. Auf dem Nachttischchen
steht ein Glas Wein.* „Schlag dir doch diese
Dinge aus dem Kopf/ suchte die A. ihren Bruder zurecht
zu bringen, „weißt du denn nicht, daß die Cakesbüchse ganz
wo anders auibewahrt ist? Die ist noch gar nie ins Schlafzimmer
gekommen/ „Aber sie steht eben doch auf dem
Waschtisch1', gab der Bruder bestimmt zurück, „sieh, jetzt
nimmt sie wieder ein Cakes heraus!14 Um halb drei Uhr
schlief der Kranke sanft hinüber in die Ewigkeit. Als die
Angehörigen herbeigerufen waren und diese letzten Äußerungen
des Sterbenden vernahmen, waren sie nicht wenig
erstaunt, weil zuhause alles genau so gewesen war, wie er
es gesehen hatte. Die Schwester B. war sehr erschöpft nach


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